Ein Grosser macht sich klein 

Der Cayenne ist so etwas wie das Sackmesser im Modellportfolio: Es gibt kaum eine Aufgabe, der er nicht gewachsen wäre. Langstrecke mit gehobenem Komfort? Kein Problem. Sicher über Stock und Stein, dahin, wo man nur noch Geländewagen, aber kaum mehr SUV antrifft? Aber klar doch. Ein Ausflug an den See mit dem Bootsanhänger am Haken? Jederzeit!

Augen auf!

Über die Bodenfreiheit brauchen wir uns an den Schwellen beim Verladen auf den Eisenbahnwaggon keine Sorgen zu machen. Doch ist links und rechts genügend Platz? Und war da nicht eben noch ein kleiner Poller, der nun vielleicht genau im toten Winkel auf Lackkontakt wartet? Aussteigen und nachsehen kommt nicht in Frage, das würde die Geduld der Nachfolgenden über Gebühr strapazieren. Augen zu und hoffen? 

Im Gegenteil: Kamera an und Überblick geniessen. Die 360-Grad-Kamera im Cayenne erlaubt nicht nur die klassische Vogelperspektive. Mit ihr können wir uns – virtuell – frei ums Auto bewegen. Ist vorne rechts genügend Platz? Ist da nun ein Poller im toten Winkel oder nicht? Mit einem Fingertipp kehrt beruhigende Gewissheit ein. Schweissperlen bleiben aus und gut 20 Minuten später fahren wir in Goppenstein von der Bahn, wo uns endlich die Sonne entgegenlacht. Und wo weitere Herausforderungen warten …

Ums Eck!

Die Innenstadt von Sion ist nicht überall autofreundlich. Begegnungszone, Tempo 20 und enge Gassen. Für die letzte Meile ist man hier besser zu Fuss unterwegs – sobald man einen geeigneten Abstellplatz für das Auto gefunden hat. Eine erste Trumpfkarte zieht hier unser automobiler Begleiter, der Cayenne Turbo E-Hybrid Coupé mit GT-Paket, mit seinem E-Power-Fahrmodus. Bis zu 81 Kilometer sind laut WLTP-City-Modus unter diesen Umständen rein elektrisch möglich. Ein grosses Plus. Praktisch lautlos schleichen wir durch die engen Gassen. Doch die schmalen Pfade zwischen den historischen Gebäuden wurden damals für Pferdekutschen, nicht für moderne High-Performance-SUV ausgelegt. Grund zur Sorge? Nein. Denn der Cayenne passt sich an: Die Hinterachse lenkt bei geringem Tempo bis zu drei Grad gegenläufig zur Vorderachse ein. Das verringert den Wendekreis und verschiebt den Drehpunkt in Richtung Fahrzeugmitte. Klingt nach grauer Theorie, heisst im Alltag aber: Der Wagen ist hier deutlich kompakter und damit wendiger, als man meinen möchte.

Massarbeit zwischen Betonsäulen

Enge Innenstädte kann man mit dem Auto meist vermeiden. Erstaunlich autofeindliche Parkgaragen leider nicht immer. Heute suchen wir dieses zweifelhafte Vergnügen ganz bewusst.

Kein Drängeln nötig

Parkplatz gefunden? Oft reicht das nicht. Denn das Problem zu enger Parklücken liegt nicht selten im Faktor Mensch: Der muss schliesslich aus dem Auto aus- und später auch wieder einsteigen. Die meist wenig würdevollen Verrenkungen zwischen zwei Autos ersparen wir uns mit dem Cayenne. Das Zauberwort heisst „Remote Parking“: Haben Ultraschallsensoren und Kameras eine Parklücke erkannt, darf man getrost mitten auf dem Fahrstreifen aussteigen – und anschliessend den Parkvorgang per Smartphone starten. Das Auto fährt dann ferngesteuert und selbstständig in die Parklücke. Und auf Wunsch auch wieder hinaus, sodass man ohne erwähnte Verrenkungen zusteigen kann. 

Schmale Gasse

Die Themen Zug- und Stadtverkehr meistert der Cayenne also mit ansehnlicher Eleganz. Zeit, der urbanen Umgebung zu entfliehen. Denn die Hänge oberhalb Sions sind nicht nur mit Weinreben geschmückt, sondern warten auch mit zahlreichen schmalen und verwinkelten Strässchen auf. Diese können stellenweise Schauplatz für echte Fahrfreude sein, erfordern aber auch Konzentration, damit die teils blinden Kurven und engen Spitzkehren nicht zur nervenaufreibenden Zitterpartie werden. Seine Abmessungen macht der Cayenne hier mit kompromissloser Verlässlichkeit vergessen. Lenkung und Bremse funktionieren so präzise, wie man es von einem Porsche zu Recht erwartet, wodurch sich das Auto perfekt auf der engen Strasse positionieren lässt. Und natürlich hilft auch hier erneut die gelenkte Hinterachse, um elegant um die Spitzkehren zu kommen. 

Mission erfüllt

Nachdem wir den Cayenne in Crans-Montana elegant seitwärts haben parkieren lassen, ist es Zeit, den Tag mit einem Fazit ausklingen zu lassen. Und dieses fällt durchweg positiv aus. Denn: Auch in eigentlich unvorteilhaften Situationen lässt sich der Sportwagen unter den SUV nicht aus der Komfortzone locken. Die technischen Helfer orchestrieren das Rangieren und Parkieren meisterlich, was den Alltag ungemein erleichtert. Es lohnt sich also durchaus, den digitalen Beifahrer näher kennenzulernen.