Lap Time: die Unvollendete
Jacky Ickx führt 1982 in Le Mans einen Porsche-Dreifachsieg an. Nur der Fotograf wird dabei nicht glücklich.
Am Ende haben sie es nicht mehr eilig. Ihr Vorsprung ist derart komfortabel, dass sich die drei führenden Porsche 956 schon Runden vor Ablauf der 24 Stunden von Le Mans für das perfekte Zielfoto formieren können. Dabei war der Langstreckenklassiker 1982 kein Spaziergang für die Porsche-Werksmannschaft: Am Wagen mit der Startnummer 2 musste der Drehzahlbegrenzer gewechselt werden, an der lange führenden Nummer 3 versagten ein Radlager sowie der Simmerring und die Fahrertür flog davon. Jacky Ickx und Derek Bell kommen mit der Nummer 1 ohne nennenswerte Pannen durch Tag und Nacht. Sie führen das Trio an.
Insgesamt sind die Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit des 956 mehr als erstaunlich für einen Rennwagen, mit dem die Motorsportabteilung völliges Neuland betreten hat. Keine drei Monate vor dem Saisonhöhepunkt war Teamkoordinator Jürgen Barth auf dem Testgelände in Weissach die ersten Runden damit gefahren. Projektleiter Norbert Singer hatte zwar den bewährten Typ 935/76 Sechszylinder-Viertakt-Boxermotor mit zwei KKK-Turboladern aus dem Porsche 936 von 1981 übernommen, aber sonst war alles anders. Erstmals basiert das Chassis eines Porsche-Rennwagens nicht auf einem Gitterrohrrahmen, sondern besitzt ein Aluminium-Monocoque. Erstmals hat Porsche ein sogenanntes Wing Car gebaut, dessen gewölbter Unterboden wie ein umgekehrter Flügel arbeitet. Der 956 presst sich in Kurven mit bis zu 3 g an den Asphalt – und das ohne erhöhten Luftwiderstand.
Mit der Turbo-Ära war ein neues Zeitalter angebrochen. Die Leistungswerte stiegen rasant. Bereits 1981 erreichten Ickx und Bell mit dem Porsche 936 in Le Mans Durchschnittsgeschwindigkeiten jenseits der 200 km/h. Aus Sicherheitsgründen reagieren die Regelmacher: Tankgrößen, Tankvorgänge und Treibstoffmengen sind in der ab 1982 geltenden Gruppe C streng limitiert. In der Porsche-Box in Le Mans steht 1982 erstmals ein Computer, um Verbrauchswerte zu kontrollieren und die Tankstrategie zu optimieren. Die zugunsten der Reichweite reduzierte Motorleistung beträgt bei einer Verdichtung von 7,2 : 1 rund 620 PS (456 kW). Trotzdem knacken Ickx und Bell ihren Geschwindigkeitsrekord aus dem Vorjahr!
Als das Porsche-Trio nun säuberlich aufgereiht dem Sieg entgegenstrebt, überschlagen sich die Ereignisse: Tausende Fans stürmen die Start-Ziel-Gerade, sind nicht zu bändigen. Der Veranstalter erklärt daher das Rennen kurzerhand schon in der Mulsanne-Kehre für beendet. Die Autos werden hinter der Ford-Schikane in den Parc Fermé geleitet.
Der Freude tut das keinen Abbruch. Jacky Ickx strahlt zum sechsten Mal als Le-Mans-Sieger vom Podium, Derek Bell zum dritten Mal. Der Dreifachsieg wird der erste Meilenstein in der Geschichte des erfolgreichsten Sportprototyps aller Zeiten. Nur einer ist an diesem Sonntag im Juni nicht glücklich: Der Porsche-Fotograf hat sein Zielfoto nicht bekommen.
20.06.1982
24-Stunden-Rennen von Le Mans
Frankreich
Jacky Ickx / Derek Bell
13,624 Kilometer Streckenlänge
Porsche 956
Verbrauchsangaben
911 GT3 RS
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13,2 l/100 km
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299 g/km
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G Klasse
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G Klasse
Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket
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21,3 – 20,6 kWh/100 km
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0 g/km
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A Klasse