Auf der Überholspur
Nayla Al Khaja ist die erste Filmemacherin in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Als Regisseurin und Produzentin fordert sie ihr Publikum heraus – aber vor allem sich selbst.
Verbrauchsangaben (Deutschland)
Porsche Panamera Turbo S
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,8–10,7 l/100 km
CO₂-Emissionen kombiniert: 247–245 g/km (Stand 03/2021)
VERBRAUCHSANGABEN (SCHWEIZ)
Porsche Panamera Turbo S
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 13,2–12,8 l/100 km
CO₂-Emissionen kombiniert: 298–289 g/km
Effizenzklasse: G (Stand 03/2021)
Wenn Nayla Al Khaja spricht, ist alles in Bewegung. Jedes Wort untermalt sie mit Blicken und Gesten, ihre Augen und Hände sind ständig in Bewegung, das reinste Feuerwerk. „In deinem Kopf passiert alles mit 120 Stundenkilometern“, befand ihre besorgte Mutter schon vor zwanzig Jahren und verbot ihr, den Führerschein zu machen. Doch Nayla stellte sie einfach vor vollendete Tatsachen: Eines Tages holte sie ihre Eltern mit dem Auto vom Flughafen in Dubai ab. Bewegung habe sie schon als Kind fasziniert, sagt die 43-Jährige, vor allem aber die Emotionen, die bewegte Bilder in uns hervorrufen.
Für eine Mutter von Zwillingsbabys, die jetzt gerade nebenan schlummern, wirkt Al Khaja erstaunlich ausgeruht. Zumal sie nur noch wenige Tage Zeit hat, das Drehbuch für ihren ersten Spielfilm abzugeben. „Bequem“ nennt sie ihren aktuellen Seelenzustand. Aber Bequemlichkeit schätze sie nicht.
Nayla Al Khaja ist die erste Frau, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten Regisseurin und Produzentin wurde, aber nicht nur das: Sie hat als Pionierin die junge Filmindustrie mit aufgebaut. Und sie hat auf ihrem Weg gelernt, dass es in der Komfortzone nichts gibt, was sie reizt oder anspornt. Egal, ob es um einen Film geht oder ums Leben – ihr Motor ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Ängsten.
Aus diesem Antrieb entstand eine Reihe von Kurzfilmen, die auf Filmfestivals von Dubai bis Italien ausgezeichnet wurden. Sie trugen ihr zahlreiche Titel ein, etwa den der „Visionärin des Jahres“ oder „Topunternehmerin im Nahen Osten“. Ihre Geschichte erzählt sie auf großen Bühnen und zieht damit ganze Säle in ihren Bann. Wenn sie bei einer TED-Konferenz spricht und dabei aus ihren High Heels steigt, um zu zeigen, wie klein sie eigentlich ist, macht sie das nur noch größer.
2005 gründete Al Khaja in Dubai ihre eigene Firma D-Seven Motion Pictures. Auch wenn sie Werbefilme produziert, bleibt sie sich treu. Ihre TV-Kampagne zum Nationalfeiertag kreierte sie als cineastische Traumsequenz mit einem kleinen Mädchen als Protagonistin. Staunend erlebt das Kind eine Zeitreise durch einen Wüstenstaat, der sich so schnell verändert, dass man kaum hinterherkommt.
In diesem Mädchen steckt viel von der kleinen Nayla, dem Kind, das sich beim Händewaschen darin verlieren konnte, wie perfekt Finger miteinander kommunizieren. Das seine Eltern wahnsinnig machte, wenn es die Vorhänge im Kinderzimmer herunterriss, um Theater zu spielen. Oder das sich heimlich aus der väterlichen Filmsammlung bediente, um in Welten abzutauchen, „die viel zu brutal oder zu romantisch waren für eine Achtjährige“. So beschreibt Al Khaja ihre Kindheit in Dubai, in einem liebevollen, aber konservativen Elternhaus.
Ihren ersten Kurzfilm drehte Nayla schon als Schulkind. Als sie erklärte, dass sie nach dem Frauen-College in Dubai ein Universitätsstudium beginnen wolle, war der Vater zunächst begeistert. Weniger jedoch, als sie ihm eröffnete, dass es ein Filmstudium in Toronto sein sollte.
„Unsere Gesellschaft hat sich so schnell verändert. Die Älteren hatten kaum Zeit, sich daran zu gewöhnen.“ Nayla Al Khaja
„Meine Eltern waren einfach noch nicht so weit“, sagt sie. „Die Filmindustrie erschien ihnen zwielichtig. Und allein als junge Muslimin im Ausland leben? Unmöglich. Es gab in unserem Land kein Vorbild. Keine andere Frau, die ich als Beispiel anführen konnte.“ Heute verstehe sie, wie schwierig die Situation für die ältere Generation sei. „Unsere Gesellschaft hat sich so schnell verändert. Die Älteren hatten kaum Zeit, sich daran zu gewöhnen.“ Al Khaja klingt nicht bitter, wenn sie erzählt, wie sie ihren Traum doch verwirklichte: Sie folgte dem Ultimatum ihres Vaters und heiratete einen Freund, der sie nach Toronto begleitete. Die Ehe hielt nur für kurze Zeit.
Anfangs sei Kanada für sie beängstigend gewesen, sagt Al Khaja. Die Welt war plötzlich nicht mehr weichgezeichnet wie im behüteten Elternhaus. Neben den Filmklassen besuchte sie Politikvorlesungen. Freizügige Kunstprojekte schockierten sie. Sie wurde selbstständiger. „Als erstes habe ich gelernt“, erzählt sie lachend, „mein Auto zu betanken.“
Mit ihren Filmen will sie nicht provozieren, aber zum Dialog anregen. Subtil und voller Poesie bringt sie selbst schwere Themen auf die Leinwand: Kindesmissbrauch, arrangierte Ehen oder das zuweilen komplizierte Dating in der arabischen Welt. Ihr wiederkehrendes Motiv ist die Sprachlosigkeit zwischen Menschen, die sich eigentlich am nächsten stehen sollten.
Leicht hat sie es sich nicht gemacht mit ihren Themen für eine Filmindustrie, die in ihrer Heimat gerade erst entsteht. Von Anfang an ging es ihr um mehr als die eigenen Werke. Die Förderung junger Talente ist ihr wichtig, sie sucht Geldgeber für sie, möchte ein Publikum für den Filmnachwuchs aufbauen. „Ich veranstalte oft große Events anlässlich der Premieren“, erklärt Al Khaja, „um die einheimische Bevölkerung einzubinden.“
„Meine Vision ist, dass wir in den Emiraten Filme und Serien produzieren, die um die Welt gehen.“ Nayla Al Khaja
Besonders stolz ist sie darauf, 2007 Dubais ersten Filmsalon gegründet zu haben – und das mit dem Segen der Regierung. The Scene Club zeigt seinen Mitgliedern Independent-Filme als unzensierte Originale. „Das war ein echter Fortschritt für die Branche“, sagt Al Khaja. Ihre eigenen Drehbücher handeln vom echten Leben mit seinen guten und schlechten Seiten. Dabei geht sie respektvoll mit ihrer Kultur um. So akzeptierte schließlich auch die Familie die Karriere der selbstbewussten Tochter.
Problematisch allerdings war ihr Status als geschiedene Frau. Obwohl sie bereits ein eigenes Unternehmen führte, wollten ihre Eltern nicht zulassen, dass sie allein zu einer Konferenz in die Schweiz flog. Was sollten die Leute denken? Die damals 29-Jährige schlich sich frühmorgens aus dem Elternhaus. Zur Entschädigung versendete sie noch vor dem Abflug jede Menge Liebesbotschaften an die Familie.
„Meine Eltern brauchen immer etwas Zeit, um über meine Entscheidungen hinwegzukommen“, sagt Al Khaja, „aber letzten Endes versöhnen wir uns.“ Und so gewöhnten sie sich schließlich auch an ihren heutigen Ehemann, einen Schweizer, der für sie zum Islam konvertierte.
Ihre finanzielle Unabhängigkeit feierte die Filmemacherin vor zehn Jahren mit der Anschaffung eines Porsche 911. „Weißer Lack und innen ein wunderschönes Rot.“ In den Wagen habe sie sich verliebt, weil er Stärke und Eleganz vereine. „Meine männliche und meine weibliche Seite.“ Die erste Ausfahrt in Dubai? „Ein erhebendes Gefühl!“
Als Rebellin sieht sich Nayla Al Khaja nicht. „Ich habe kein Problem damit, mich konservativ zu geben oder zu kleiden, solange ich mich im Film ausdrücken kann.“ Schließlich trägt sie längst nicht mehr nur für sich selbst Verantwortung, viele junge Frauen – und Männer – schauen zu ihr auf. Sie verkörpert nun das Rollenvorbild, das ihr selbst in der Jugend fehlte. Bis kurz vor der Geburt ihrer Zwillinge gewährte sie auf YouTube Einblicke in ihr Privatleben. Sie betrachtete das als Öffentlichkeitsarbeit im Dienst des großen Ziels, die Filmszene in den Emiraten voranzubringen. Eigentlich steht sie selbst lieber hinter als vor der Kamera.
Inzwischen gebe es zwar einen lebhaften Markt für TV-Produktionen im Land und neben ihr auch fünf weitere Regisseurinnen, aber noch immer fehle es an der Infrastruktur für eine Spielfilmindustrie. Das beginne bei den Schauspielern, berichtet Al Khaja: „Wir arbeiten immer mit den gleichen zwanzig Leuten.“
Die Aufmerksamkeit, die sie als weibliche Regisseurin erfährt, empfindet sie als großen Vorteil. Sie hilft ihr, für ihre Ideen und Ziele zu werben. Medien reißen sich um Interviews und Fototermine mit der „Königin des Kurzfilms“, wie sie genannt wird. Sie erzählt, wie sehr sie Martin Scorsese bewundere für seine ganz eigene Art, Geschichten zu erzählen, oder Clint Eastwood dafür, wie er sich als Regisseur hinter den Schauspielern zurücknimmt. Doch die wahren Ikonen sind für sie Filmemacherinnen, die anderen Frauen den Weg in die Industrie bahnen. „Meine Vision ist, dass wir in den Emiraten Filme und Serien produzieren, die um die Welt gehen.“ Sie will dem internationalen Publikum ihr Land in all seiner Vielschichtigkeit zeigen. Authentisch, menschlich und jenseits westlicher Klischees. The Shadow heißt der Spielfilm, den sie nun drehen wird. Ein düsterer Thriller, der auf einer wahren Geschichte aus ihrer Nachbarschaft basiert. Es geht um Exorzismus und Mutterliebe – und eine Frau, die sich ihren Ängsten stellt. „Wer sagt denn, dass nur Männer Horrorfilme drehen können?“
Ihre Fahrkünste sind längst in der Familie akzeptiert: „Inzwischen bestehen alle darauf, dass ich fahre“, erzählt Nayla Al Khaja. Und selbst ihre Mutter finde mittlerweile nicht mehr, dass sie zu schnell unterwegs sei.
SideKICK: #DriveDefinesHer
Mit der Kampagne unter dem Motto „Drive Defines Her“ unterstützt und würdigt Porsche Middle East and Africa zielstrebige Frauen. In einem der dabei entstandenen Filme erzählt Nayla Al Khaja aus ihrem Leben und Werdegang. Ihr Ziel: andere Frauen ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Verbrauchsangaben
Macan Turbo Electric
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20,7 – 18,9 kWh/100 km
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0 g/km
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A Klasse