„Ein Ziel, das über allem liegt“

Stefan Jaeger liebt Porsche. So sehr, dass er seine Schmuckstücke nicht einfach in der Garage stehen lassen kann. Er will mit ihnen unvergessliche Geschichten erleben. Mit dem 911 Dakar trieb es ihn bis ans Nordkap.

   

Autos spielen eine zentrale Rolle im Leben von Stefan Jaeger. Insbesondere jene aus Stuttgart-Zuffenhausen. Zum Interviewtermin bei autobau AG in Romanshorn fährt der Appenzeller also im Porsche vor. Genauer: im 356 B Coupé von 1960. „Eine Schweizer Erstauslieferung. Matching Numbers und mit nachvollziehbarer Historie“, erklärt er. Diese hat er feinsäuberlich dokumentiert. Denn wenn es ums Auto geht, zählt bei ihm nur Perfektion. Der 356 ist schon mehr als 20 Jahre in seinem Besitz. Ein Auto so lange zu besitzen, ist für Jaeger allerdings nicht selbstverständlich. „Zu Spitzenzeiten hatte ich acht oder neun 911 bei mir“, blickt er zurück. „Ich habe die Autos, vor allem Elfer der F-Serie, möglichst im Originalzustand gekauft, mit Partnerbetrieben restauriert und im Topzustand wieder verkauft. Meist an Freunde und Bekannte.“ So baute er sich ein grosses Netzwerk in der Porsche-Szene auf und festigte seine Liebe zur Marke über die Jahre, bis er schliesslich zu den 2.500 Kunden zählte, die einen 911 Dakar ihr Eigen nennen dürfen. 

Gebaut für grosse Abenteuer

Dass das Sondermodell, welches die Rallye-Erfolge der Marke aufleben lässt, bei Stefan Jaeger nicht nur in der Garage stehen sollte, war schnell klar. Schliesslich schreit der 911 Dakar geradezu nach Abenteuer. 

„Das Nordkap war für mich schon immer das Ziel, das buchstäblich über allem steht“, verrät er. Bei seinen Besuchen der Porsche Ice Experience in Levi entdeckte der Dozent der Universität St. Gallen und Verwaltungsrat der autobau AG seine Liebe zum hohen Norden. Mit dem 911 Dakar stand dann der perfekte Begleiter für die lang ersehnte Expedition im Stall: Zusammen mit seinem Co-Piloten Pascal Engeler ging es also an die Routenplanung und am 12. Juni 2024 schliesslich auf die Strasse. Den Trip haben Jaeger und Engeler in einem Reisetagebuch dokumentiert. 

1. Etappe, 12. Juni 2024:

Nach langen Vorbereitungen am Gepäck und am 911 Dakar ging es in Teufen (AR) um Punkt 19.00 Uhr los. Die Strassen waren trocken und angenehm leer. Fast zumindest. Doch dann kam Hamburg, und damit die LKWs. Von einem Nachtfahrverbot, wie wir es in der Schweiz kennen, keine Spur. Es war fast so, als hätten sie sich alle verabredet, um uns zu begrüssen. Doch die Nacht verging „kurzweilig“. Dies war bei einer Geschwindigkeit von rund 150 km/h auch nicht anders zu erwarten. Mehr lag aufgrund unseres Gepäckträgers auch nicht drin. 

Ein kurzer Stopp in Malmö – eine Hafenstadt, die sich zwar Mühe gibt, aber mit Sehenswürdigkeiten leider ein bisschen geizt. Und dann, nach 1.260 Kilometern und 12 Stunden Fahrt, endlich das Ziel: Helsingborg. Müde, aber glücklich. Diese Hafenstadt hatte es in sich: eine zauberhafte Altstadt mit Restaurants, die unsere lange Anfahrt belohnte.

„Der 911 Dakar ist ein hervorragendes Reiseauto.“ 

Stefan Jaeger

Publikumsmagnet:

Begeisterte Blicke, Komplimente und Anerkennung. Vor allem in Norwegen sorgte der 911 Dakar für viel Aufsehen.

Komfort trifft auf Rallye-Feeling

„Anfangs waren wir skeptisch, vor allem, weil im Dakar die sportlichen Carbon-Schalensitze verbaut sind“, erinnert sich Jaeger. Denn der Weg in den Norden führt über gut 3.500 Kilometer. Komfort ist da ein entscheidender Faktor. „Doch schon nach der ersten Etappe war klar: Dieser 911 ist ein hervorragendes und komfortables Reiseauto.“ 

Übernachtet haben die beiden Schweizer übrigens ausschliesslich in Hotels. „Diesen Komfort haben wir uns gegönnt. Die Camping-Phase habe ich hinter mir. Ausserdem passt das auch zum 911 Dakar: Er verbindet robustes Rallye-Feeling mit viel modernem Chic“, so Jaeger. Nach zahlreichen Autobahnkilometern konnte der aussergewöhnliche 911 seine Rallye-Gene bald auch in voller Fahrt unter Beweis stellen …

Passt perfekt:

In den endlos wirkenden Wäldern und an den malerischen Seen in Finnland und Norwegen konnte der 911 Dakar seine Stärken ausspielen. Denn der Weg führte bei Weitem nicht nur über Asphalt.

2. Etappe, 15. Juni 2024: 

Unsere Reise führte uns diesmal wieder rund 950 Kilometer weiter nach Norden, mit dem Ziel Kautokeino. Anfänglich fuhren wir zügig auf gut ausgebauten Strassen. Doch diese wurden schmaler und holpriger. Schliesslich war es so weit: Zum ersten Mal auf dieser Reise mussten wir das Fahrwerk unseres 911 Dakar auf die höchste Stufe hochfahren. Begeisterung pur machte sich breit – genau für solche Momente hatten wir die höhenverstellbare Option. Die Fahreigenschaften blieben unverändert sportlich, die Landschaft, die uns umgab, war schlichtweg atemberaubend. Zu den vielen Süsswasserseen, die wir schon auf früheren Etappen bewundert hatten, gesellten sich nun auch Fjorde mit ihrem charakteristischen Brackwasser hinzu. Ein ständiger Wechsel von Wasser, Felsen und Wäldern.

Doch mit dem Grenzübertritt nach Finnland änderte sich die Szenerie schlagartig – und nicht zum Besseren. Die Strassenqualität verschlechterte sich drastisch, sodass ein Weiterkommen mit einem normalen 911 undenkbar wäre. Doch wir, im Dakar, waren in unserem Element.

3. Etappe, 16. Juni 2024: 

Unsere nächste Etappe begann um 8.00 Uhr und führte uns über eine Strecke von 403 Kilometern bis zum nördlichsten Punkt Europas, dem Nordkap. Die Fahrt war eine wahre Augenweide, gesäumt von atemberaubenden Landschaften, die sich mit jeder Kurve und jedem Hügel veränderten. Wir fuhren entlang spiegelglatter Seen, tiefblauer Fjorde und durch eine zunehmend karge Landschaft, die uns mit ihrer rauen Schönheit in den Bann zog.

Das Wetter spielte jedoch nicht ganz mit. Dichte Nebelschwaden begleiteten uns auf den letzten Kilometern, doch die Temperaturen blieben mild. Um 14.00 Uhr erreichten wir schliesslich das Nordkap, unser lang ersehntes Ziel. 

Angekommen:

Stefan Jaeger und Pascal Engeler am Ziel. Das Nordkap ist der nördlichste auf dem Strassenweg erreichbare Punkt Europas. Rund 3.500 Kilometer Rückreise stehen den beiden allerdings noch bevor.

Leider blieb uns die spektakuläre Aussicht auf das Meer, die wir uns erhofft hatten, aufgrund des Nebels verwehrt. Der Wettergott hatte andere Pläne für uns, und so nutzten wir die Gelegenheit, die Eventarena am Nordkap zu erkunden.

Nach einem rund zweistündigen Aufenthalt am Nordkap machten wir uns auf den Weg nach Honningsvåg, einer kleinen Fischerstadt, die etwa 35 Kilometer südlich liegt. Hier erwartete uns eine malerische Kulisse, die von den kleinen Restaurants und den ankommenden Kreuzfahrtschiffen geprägt war. Die Stadt bot uns einen charmanten Abschluss dieses ereignisreichen Tages.

Auf zum nächsten Abenteuer

Mit dem obligaten Nordkap-Aufkleber am 911 Dakar trat das Duo schliesslich den Rückweg in die Schweiz an und wählte dafür die Route durch Norwegen. 

Besonders in Erinnerung blieben Jaeger hier die weitläufigen Wälder und die atemberaubenden Fjorde. Und auch die Reaktionen, die der 911 Dakar hervorrief: „Das Auto sorgte auf der ganzen Reise für viel Begeisterung. Nicht nur bei uns, sondern auch bei zahlreichen Einheimischen und anderen Touristen.“ Jaegers Abenteuerlust ist mit der sicheren und unbeschadeten Ankunft in der Schweiz allerdings noch lange nicht gestillt. Obwohl der 911 Dakar noch bei ihm in der Garage steht, hat er für seine nächste Reise andere Pläne: Eine Tour durch die Toskana schwebt ihm vor. „Mit dem 356 auf den Spuren der Mille Miglia. Das ist auch noch so ein Traum von mir ...“

Philipp Aeberli
Philipp Aeberli

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