Farbvergnügen

Mit Witz und Hintersinn verknüpft Jeffrey Docherty seine Leidenschaft für Formen, Farben und historischen Motorsport zu Porsche-Kunstwerken. Eines davon ziert das Cover des 400. Christophorus.

   

„Der Christophorus ist Teil der Porsche-DNA.“ Jeffrey Docherty

Daheim in Portland scrollt Jeffrey Docherty auf dem iPad durch seine Werksammlung. Die Illustration eines Lenkrads aus den 1960er-Jahren etwa zeigt den Radkranz nicht im originalen Holzton, sondern in Gelb auf lachsfarbenem Fond. Der Designer arbeitet gern mit Farben, die als Porsche-Lackierungen in den 1960er- und 1970er-Jahren Kultstatus erlangten. Vor sechs Jahren begann Docherty damit, Porsche-Motive zu illustrieren. Mittlerweile begeistert sich eine globale Fangemeinde für die vornehmlich via Instagram verbreiteten Zeichnungen. Vor allem in Motorsportmotiven aus seinen beiden Lieblingsjahrzehnten, eben den Sechzigern und Siebzigern, erkennt er eine besondere Ästhetik. „Ich suche ständig überraschende Wege, um einen Moment der Renngeschichte neu zu interpretieren“, erklärt der 42-Jährige. Das Resultat ist ein frischer Blick auf Bekanntes, dem er mit abstrahierenden Kniffen, Witz und Hintersinn eine neue Schönheit und unerwartete Aussage verleiht. 

2019 inspirierte ihn ein aufsehenerregendes Objekt auf der Art Basel Miami: Der italienische Künstler Maurizio Cattelan hatte eine Banane mit silbergrauem Klebeband an einer Wand befestigt. Docherty erinnerte die gebogene Frucht an Porsche-Bremssättel. Er übernahm das graue Klebeband, wählte einen himmelblauen Hintergrund und ersetzte die Banane durch einen gelb lackierten Bremssattel. Kaum hatte er das Werk auf Instagram gepostet, wurde es im Netz weiterverbreitet. „Es brachte die Leute zum Lächeln und ins Gespräch“, freut sich der Gestalter. „Ich konnte einen Moment aus der exklusiven Kunstwelt in die Autowelt transportieren, ihn in Beziehung mit etwas bringen, wofür ich brenne.“ 

Der Grafiker arbeitet seit mehr als 20 Jahren in der Kreativbranche, heute ist er Senior Creative Director beim Sportartikelkonzern Nike. Autos liebt und zeichnet er seit seiner Kindheit. Irgendwann, sagt er, verschmolzen seine beiden Leidenschaften für Design und Autos. Zunächst interessierten ihn vor allem luftgekühlte Volkswagen, „aber dann fing ich Feuer für frühe Porsche-Modelle“. Seine ersten lustvoll ikonischen Werke entstanden. Und er erwarb seinen ersten Sportwagen aus Zuffenhausen, einen Porsche 911 SC. Der Wagen ist Jahrgang 1978, doch sein Besitzer hat ihn mit zahlreichen Details optisch um ein paar Jahre zurückdatiert. Er liebt nicht nur die Autos der erwähnten Dekaden, sondern auch die Rennanzüge, Helme, Aufkleber und Aufnäher jener Zeit. Ihn fasziniert die Geschichte der Marke und ihr ununterbrochenes Engagement im Motorsport, er schwärmt für ihre Subtilität, Finesse und Zurückhaltung. „Das Design ist zeitlos schön“, sagt er. „Jeder weiß, was ein Porsche leistet. Deshalb braucht die Ästhetik keine Exzesse und kann sich diese herrliche Unaufdringlichkeit leisten.“

In den Pandemiemonaten entstanden zahlreiche Werke im Keller seines Hauses in Portland im US-Bundesstaat Oregon. Im Heimstudio zwischen Carrera-Bahn und Archiv. Hier lagern Drucke seiner Illustrationen, von ihm gestaltete Skateboards und Badetücher, Porsche-Modellautos und Bücher – auch eines über Erich Strenger. Den Grafiker, der ab 1951 fast 40 Jahre lang Porsche in Prospekten, Plakaten und Werbung inszenierte, nennt er eine große Inspiration.

Aus einem Stahlschrank fischt Docherty alte Christophorus-Ausgaben. „Die habe ich mir gekauft, weil ich neugierig war auf die Illustrationen, Fotos und Anzeigen der damaligen Zeit.“ Dass er den Titel für die 400. Ausgabe entwerfen durfte, sei eine Ehre für ihn. „Der Christophorus ist etwas ganz Besonderes, ein Teil der Porsche-DNA.“

Die Unaufdringlichkeit des Markendesigns passt zum Naturell des gebürtigen Neuseeländers. Er ist ein zurückhaltender Typ. Sein Instagram-Kanal habe zu einem für ihn gerade noch angenehmen Bekanntheitsgrad geführt. Mittlerweile illustriert er Porsche-Bücher. Rennfahrer lassen sich von ihm Helmdesigns entwerfen. Für die Organisatoren des GP Ice Race in Zell am See, Constantin Klein und Ferdi Porsche, Sohn von Dr. Wolfgang Porsche, gestaltete Docherty einen Porsche 911 als Artcar. 

Entspannung:

Entspannung:

Beim Zeichnen an seinem iPad schaltet Docherty ab und tankt auf.

Die Leidenschaft für klassische Automobile ist bei den Dochertys Familiensache. Im 1.600-Seelen-Ort Twizel auf der Südinsel von Neuseeland waren Vater und Großvater Mechaniker. „Mein Dad schraubte auch in einem Rennteam und fast jedes Wochenende schleppte er die Familie zu Oldtimerveranstaltungen“, erinnert sich Docherty. Danach zeichneten er und sein Bruder David die Autos nach oder bastelten kleine Modelle aus Pappe. Später lebte die Familie in Christchurch, wo Docherty als Teenager in die Skateboardszene eintauchte und bereits Grafiken für lokale Skateshops und Snowboardmarken entwarf. „Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die ganz jung herausfinden durften, was sie leidenschaftlich gern tun.“

Er besuchte eine Kunstschule, arbeitete bei einer Designagentur und zog 2003 nach Australien, wo er für Magazine und verschiedene Agenturen tätig war. In Melbourne lernte er seine Frau kennen, die Amerikanerin Jenafer Matthews. Die beiden gingen nach New York, wo er unter anderem für The New York Times Magazine arbeitete. In den Studios und Redaktionen habe er gelernt, mit Illustrationen Geschichten zu erzählen, anstatt nur „hübsche Bilder“ zu entwerfen, sagt Docherty. Seit 2012 lebt das Paar mit dem achtjährigen Sohn Asher in Portland. 

Wenn Jeffrey Docherty zu Hause in seinen mexicoblauen 911 SC steigt, muss er nur ein paar Meter die Straße rauf- oder runterfahren, um in die Community der Marke einzutauchen. In seinem Stadtteil Arbor Lodge im Norden Portlands befinden sich gleich zwei Hallen, in denen Porsche-Aficionados ihre Klassiker pflegen. Er stoppt für einen Plausch. „Portlands Porsche-Gemeinschaft ist wie eine Familie“, sagt er nach ein paar Minuten Tech-Talk. „Alle sind irgendwie miteinander verbunden oder kennen jemanden, der jemanden in der Szene kennt.“ Unsere Spritztour wird untermalt vom Sound hochdrehender Motoren, der vom Portland International Raceway herüberweht. „Ich finde das toll“, sagt er lächelnd. 

Die Fahrt führt ins See See Motor Coffee im nahegelegenen Hipster-Stadtteil St. Johns. Von hier aus sind es nur zwei Minuten bis zur St. Johns Bridge. Sie ist das Tor zu den Hügeln von West Portland: kurvenreiche Straßen, sattgrüne Landschaft, grandioses Panorama. Jeffrey Docherty genießt das Cruisen. Für ihn sind diese Ausflüge so entspannend wie seine Porsche-Kunst. „Ich brauche nur mein iPad und den Eingabestift, kann also überall zeichnen“, sagt er. „Dabei schalte ich ab und tanke auf. So soll es bleiben. Niemals soll mich meine Leidenschaft unter Druck setzen oder sich wie Arbeit anfühlen.“

Helene Laube
Helene Laube
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