Der Erbfaktor
Was macht einen echten Porsche aus? Wie lässt sich das Erbgut entschlüsseln? Wie gelingt es, diese DNA auf ein Boot zu übertragen? Und welche Rolle spielt dabei der neue, vollelektrische Macan? Der Versuch einer Antwort.
Ein Porsche ist sportlich, elegant und liegt hervorragend auf der Straße – so könnte die Antwort auf die Frage lauten, wie man einen Sportwagen der Marke zusammenfasst. Doch am Ende greift dieses Resümee etwas zu kurz. Schließlich muss ein echter Porsche nicht zwangsläufig über vier Räder verfügen (oder fünf, das Lenkrad mitgezählt). Der Beweis ist seit diesem Sommer auf Europas Gewässern anzutreffen. Mit der Frauscher × Porsche 850 Fantom Air hat der deutsche Automobilbauer gemeinsam mit der österreichischen Werft ein innovatives Elektroboot entwickelt, das nicht nur technisch außergewöhnlich ist, sondern auch optisch der Konkurrenz den Wind aus den Segeln nimmt.
Mit der Entwicklung eines Elektrobootes verfolgt der Sportwagenhersteller das Ziel, auch über Renn- und Straßenfahrzeuge hinaus Vorreiter für nachhaltige Mobilität zu sein. Und unbestreitbar ist die 850 Fantom Air ein echter Porsche. Die eigentliche Frage lautet jedoch: Was macht sie dazu? Dem ging Philip Ruckert, Projektleiter eBoot bei der Porsche AG, auf den Grund: „Porsche steht seit jeher für Performance, Qualität und Design. Was aber bedeuten diese Attribute in der Welt der Boote? Das herauszufinden war unsere allererste Aufgabe.“
Volle Kraft voraus
Akribisch machte sich das Projektteam also daran, zu entschlüsseln, wie sich die DNA eines Porsche-Bootes zusammensetzen müsste. Was bedeutet „Performance“ bei einem Wasserfahrzeug?
Klar war: Die agile Straßenlage eines Porsche sollte auf das Boot übertragen werden. Als Antrieb wählte man den für den neuen Macan entwickelten Elektromotor. „Daraus leitete sich die Größenordnung des Rumpfs ab. Dieser musste genug Raum für Antrieb und Batterie bieten, aber auch eine dynamische Fahrweise erlauben“, erläutert Jörg Kerner, der als Baureihenleiter den Porsche Macan und das eBoot verantwortet. Mit der Frauscher-Werft fand man einen Partner, der ein 8,5 Meter langes Bootsmodell im Programm hatte, dessen Rumpf als Basis für einen Umbau dienen konnte.
„Wir haben den Macan-Antrieb nahezu unverändert eingesetzt. Die Batterie des Macan wird 1 : 1 verwendet, jedoch anders gelagert. Im Fahrzeug ist sie fest verschraubt, weil ja das ganze Fahrzeug gefedert ist. Bei einem Boot wird sie viel stärkeren Stößen ausgesetzt, deshalb haben wir die Batterie aufgehängt. Dafür musste der Rumpf im Inneren umgebaut werden“, führt Kerner aus und schwärmt: „Der Macan-Antrieb ist wie gemacht für die 850 Fantom Air. Jeder, der sie bislang gefahren ist, sagt, dass er noch nie so ein performantes und dynamisches Boot erlebt hat!“ Hier zeigt sich die Qualität des Elektromotors. „Der Wasserwiderstand ist deutlich größer als der Rollwiderstand auf einer Straße. Deshalb ist bei Booten dauerhaft eine deutlich höhere Leistung nötig und die Kühlung des Antriebsstrangs und der Batterie sind noch bedeutender.“ Auch das Lenkverhalten ist dank des leistungsfähigen Antriebs in Kombination mit dem präzise gearbeiteten Frauscher-Rumpf legendär.
Die Kunst des Weglassens
„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ Diese Worte werden Antoine de Saint-Exupéry zugeschrieben. Vielleicht dachte F. A. Porsche an das Zitat, als er den Gedanken weiter reduzierte, auf die Formel: „Gutes Design muss ehrlich sein.“
Doch bevor man etwas weglassen kann, stellt sich die Frage, was da sein muss. Zuständig für das Interieur – das bei einem offenen Boot teilweise auch das Exterieur ist – war das Team des Studio F. A. Porsche. Managing Director Carsten Monnerjan erklärt: „Unser Team wollte kein Boot in ein Auto umwandeln. Vielmehr galt es, das Boot mit dem gleichen Anspruch zu bauen, wie Kunden es von den Sportwagen gewohnt sind. Ausgangspunkt ist dabei für uns immer die Funktion – wenn man die gut durchdenkt, folgt das Design fast zwangsläufig.“
So haben die Designer des Studio F. A. Porsche etwa die Vordersitze komplett neu entworfen. Die Sitzflächen lassen sich – wie in Booten üblich – hochklappen, um im Stehen fahren und so einen besseren Überblick gewinnen zu können. „Sofern es Sinn ergab, flossen aber auch Inspirationen aus dem Sportwagendesign mit ein“, verrät Monnerjan. „Aufgrund des dynamischen Antriebs brauchten die Sitze deutlich mehr Seitenhalt als üblich – und die integrierten Kopfstützen sind an jene in Porsche-Modellen angelehnt.“
„In den Details äußert sich die Perfektion, für die Porsche steht.“
Carsten Monnerjan, Managing Director Studio F. A. Porsche
Wer das Steuer in die Hand nimmt, wird sich gleich zu Hause fühlen, denn das Lenkrad ist typisch Porsche. Zumindest optisch, technisch unterscheidet es sich allerdings stark von seinem Pendant im Auto: Das sonst im Inneren verwendete Magnesium ist nicht für den Einsatz im Salzwasser geeignet, stattdessen wurde die Form im 3D-Druck aus Stahl hergestellt. Naturleder wurde durch Kunstleder ersetzt, weil dieses der prallen Sonne standhält. Links vom Steuer befindet sich – auch das klassisch Porsche – der Startknopf. Die Instrumententafel mit den fünf runden schwarzen Analoganzeigen und das Multifunktionsdisplay lehnen sich ebenfalls an das bekannte Design an. Neu gestaltet und dennoch in der Anmutung eindeutig Porsche ist der Schubhebel.
Carsten Monnerjan fasst zusammen: „Unser Team hat insgesamt das Design des Interieurs so weit wie möglich reduziert und optimiert. Besonders gelungen finde ich den harmonischen parallelen Neigungswinkel von Frontscheibe und Sitzen.“
Versprechen gehalten
„Letztendlich ist der Name Porsche ein Versprechen“, fasst Projektleiter Philip Ruckert zusammen. „Wir haben das Boot auf Herz und Nieren erprobt und unseren Qualitätsanspruch kompromisslos von der Straße auf das Wasser übertragen. Das geht nur, wenn alle Beteiligten mit Leidenschaft bei der Sache sind.“
Designer Carsten Monnerjan bestätigt: „Alle an Bord des Projekts hatten ein gemeinsames Ziel und ein Mindset. Mit Frauscher haben wir einen Partner auf Augenhöhe, der die Dinge mit der gleichen Liebe zum Detail anpackt wie wir.“
„Mit diesem Boot kann man Kurven fahren, die Boote bisher einfach nicht leisten konnten.“
Jörg Kerner, Baureihenleiter für den Porsche Macan
Und auch Macan-Baureihenleiter Jörg Kerner ist überzeugt: „Dieses Herzblut ist es, was unsere DNA ausmacht. Es sind die Menschen und der Wille zur Perfektion.“
Wenn das gegeben ist, dann ist es ganz egal, ob ein Fahrzeug vier Räder hat oder eine Schiffsschraube – es ist ein Porsche.
Verbrauchsangaben
911 GT3
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13,8 – 13,7 l/100 km
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312 – 310 g/km
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G Klasse
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G Klasse
911 GT3 mit Touring-Paket
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13,8 – 13,7 l/100 km
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312 – 310 g/km
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G Klasse
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G Klasse
Macan Turbo Electric
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20,7 – 18,9 kWh/100 km
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0 g/km
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A Klasse
Taycan Turbo GT
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21,6 – 20,7 kWh/100 km
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0 g/km
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A Klasse
Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket
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21,3 – 20,6 kWh/100 km
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0 g/km
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A Klasse