Steile Lernkurve
Ob prickelnde Champagnerdusche oder bittere Ernüchterung – darüber entscheidet im Motorsport am Ende die Technik. Das gilt für das Fahrzeug genauso wie für den Fahrer. Deshalb feilen Nachwuchspiloten im Porsche Talent Pool daran, ihrem Traum vom Profi-Rennsport ein großes Stück näherzukommen.
Sie sind jung, sie sind talentiert – und sie wollen nach ganz vorn: die acht Fahrer, die es in den Talent Pool des Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland geschafft haben, also ins Nachwuchsförderprogramm von Porsche Deutschland.
Einer von ihnen ist Colin Jamie Bönighausen, kurz „CJ“. Der 19-Jährige nimmt in dieser Saison erstmals an der Rennserie teil, ist also Rookie. Wie ein Schwamm saugt er auf, was er im Talent Pool lernen kann.
„Beim Talent Pool geht es darum, den Job des Rennfahrers in all seinen Facetten zu erlernen.“
Colin Jamie Bönighausen
CJ ist sich der Chance, die sich ihm bietet, voll und ganz bewusst. „Hier bekommen wir das notwendige Handwerkszeug, um ein kompletter Rennfahrer werden zu können.“
Werkzeugkasten
Handwerkszeug braucht es jede Menge: Fahrerische Fähigkeiten bringen die jungen Männer bereits mit – sonst hätten sie es gar nicht erst in den Talent Pool geschafft. Nun geht es darum, sich Techniken in Bereichen anzueignen, die darüber hinausgehen.
Sie lernen, die eigenen Renndaten und die ihrer Kollegen zu analysieren, erhalten individuelle Trainings- und Ernährungspläne. Dazu kommen Übungen, um mentale Stärke aufzubauen, sowie Presse- und Medientraining. Kompetenzen, die den Sprung vom reinen Hobbypiloten zum professionellen Rennfahrer erst möglich machen.
Kurvendiskussion
Theo Oeverhaus – genau wie CJ 19 Jahre alt – ist bereits seit der Saison 2023 im Porsche Talent Pool erfolgreich. Obwohl der Sohn eines Amateurmotorsportlers schon als kleiner Junge häufig an der Rennstrecke war, ist Theo erst mit zwölf Jahren in den Motorsport eingestiegen. Zunächst als Kartfahrer, später dann in Autorennserien wie ADAC GT4 und DTM Trophy.
Schon bald zeigte sich, dass Theo den Bogen raushatte. Trotzdem hatte er irgendwann das Gefühl, nicht mehr weiterzukommen. „Es gab keine Topteamkollegen, von denen ich etwas lernen konnte“, erklärt er. Das änderte sich schlagartig mit dem Porsche Talent Pool.
Der Talent Pool ...
... des Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland unterstützt seine acht Teilnehmer nicht nur finanziell – mit den Techniken, die das Förderprogramm vermittelt, erhalten die jungen Fahrer auch das Fundament für eine professionelle Rennkarriere.
„Strecken, die ich noch nie gefahren bin, trainiere ich intensiv zu Hause am Simulator.“ Theo Oeverhaus
Angeleitet vom ehemaligen Porsche-Werksfahrer Wolf Henzler wertet Theo nun an den Rennwochenenden seine Fahrdaten und die der Kollegen aus. „Wir analysieren alles bis ins Detail: Wann wurde gebremst, wann wieder Gas gegeben? Welcher Gang, wie viel Lenkeinschlag – das findet sich alles in den Daten auf dem Laptop. Ich kann genau erkennen, wie jemand eine Kurve genommen hat, und daraus Schlüsse ziehen.“
Sportfreunde
Ein großer Teil der Arbeit im Motorsport spielt sich im Kopf ab. Damit es den auf der Strecke nicht durchschüttelt, muss ein Pilot körperlich absolut fit sein. Schließlich zerrt das Mehrfache der Erdanziehungskraft in jeder einzelnen Kurve an seinem Nacken. Untrainiert ist das nicht durchzustehen.
Gian Luca Tüccaroglu – wie CJ und Theo 19 Jahre alt und seit dieser Saison Mitglied im Porsche Talent Pool – bereitet sich deshalb kompromisslos auf die Rennen vor: „Ich laufe jede Woche über 40 Kilometer. Drei bis vier Mal wöchentlich bin ich außerdem im Fitness-Studio für Krafttraining in verschiedenen Herzfrequenzzonen, dazu kommen viele Reaktions- und Gleichgewichtsübungen.“
„Ich laufe jede Woche über die Tage verteilt einen Marathon.“
Gian Luca Tüccaroglu
Seine Betreuer im Porsche Talent Pool beraten ihn hinsichtlich des optimalen Trainings- und Ernährungsplanes. „Vor den Rennwochenenden achte ich besonders darauf, genug zu trinken und die nötigen Nährstoffe zu mir zu nehmen.“
Im Juni hat Gian Luca sein Abitur abgelegt, mit einem „vernünftigen“ Notenschnitt, das lag ihm am Herzen. „Seitdem ist der Rennsport mein Vollzeitjob.“ Wie Theo kam Gian Luca durch den Vater schon früh mit dem Motorsport in Berührung. Allerdings schlug sein Herz bis vor wenigen Jahren für den Fußball. Während der Pandemie trainierte der Bad Salzuflener dann Autorennen am heimischen Simulator – so erfolgreich, dass ein Sponsor auf ihn aufmerksam wurde und ihn einlud, als Gast im Finale des Porsche Sports Cup zu starten.
Aber geht das so einfach, vom Simulator auf die Rennstrecke? „Beim allerersten Rennen war ich extrem aufgeregt, hatte an diesem Tag auch erst meine Rennlizenz erworben. Ich dachte: ‚Das mach ich nie wieder!‘“ Bereits in der darauffolgenden Saison gewann Gian Luca die Rennserie. „Seitdem kann ich gar nicht mehr anders, als jeden Tag hart daran zu arbeiten, das weitermachen zu dürfen und möglichst erfolgreich zu sein.“
„Die gefahrenen Runden Meter für Meter mit einem so erfahrenen Profi wie Wolf Henzler durchzusprechen, bringt mich extrem weiter. “ Janne Stiak
Kopfsache
Zur erfolgreichen Rennvorbereitung gehört ganz besonders mentales Training. Das steigert die Konzentrationsfähigkeit, löst Blockaden und hilft im Umgang mit Leistungsdruck. Die entsprechenden Techniken lernen die Piloten bei Mental Coach Gernot Emberger.
„Der Talent Pool bringt uns in allen Aspekten weiter. Die allergrößte Entwicklung stelle ich bei mir durch die mentale Rennvorbereitung fest“, sagt Colin Jamie Bönighausen. „Bevor ich gecoacht wurde, habe ich das, was ich zuvor im Training gelernt hatte, in der Rennsituation in Frage gestellt. Mitten im Qualifying kommt dir dann die Idee, du könntest in der nächsten Kurve doch vielleicht auch ein paar Meter später einlenken … Aber das bringt natürlich nicht die gewünschten Rundenzeiten. Heute weiß ich, wie ich fokussiert bleibe.“
„Die Meditationsübungen mache ich täglich. Sie helfen mir, mich im Rennen zu konzentrieren und fokussieren.“
Gian Luca Tüccaroglu
Doch was passiert, wenn sich der Fokus plötzlich auf die Fahrer selbst richtet? Bevor die Talente im Porsche Sixt Carrera Cup antraten, hatten sie keine oder nur wenige Berührungspunkte mit Medienvertretern. Nun aber richtet sich die Aufmerksamkeit auf die jungen Piloten. Wie sie damit umgehen, lernen sie von Media-Trainer Burkhard Bechtel. Da geht es einerseits um ganz praktische Fragen – etwa darum, für welches Medium ein Statement benötigt wird. Kurz und knapp für Instagram oder TikTok? Oder für ein Live-Interview fürs Fernsehen? Andererseits arbeiten die Rennfahrer auch an einem professionellen, selbstsicheren Auftritt, erklärt Theo: „Dabei achten wir auf unsere Körpersprache und darauf, im Interview den richtigen Ton zu finden, weder zu über- noch zu untertreiben. Im Kern geht es darum, möglichst authentisch rüberzukommen.“ Gian Luca ergänzt: „Wenn man ein gutes Rennen gefahren ist, möchten die Zuschauer schließlich den Fahrer kennenlernen, der dahintersteht.“
Talentschmiede
Aber nicht nur die Zuschauer beobachten die jungen Piloten genau. Am Ende der Saison kann einer von ihnen außerdem für die Sichtung zum internationalen Nachwuchsförderprogramm nominiert werden, dem Porsche Junior Shootout. Hier sind ausgeprägte Teamplayer-Mentalität, hohe Medienkompetenz und natürlich Fahrtalent gefragt.
Wer den Junior Shootout erfolgreich meistert, kann eines Tages sogar Porsche-Werksfahrer werden. So dient der Talent Pool des Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland als Sprungbrett in den professionellen Motorsport.
Theo, der die vergangene Saison als bester Rookie der Gesamtwertung abschloss, ist sich deshalb bewusst, dass er sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen darf. Der Osnabrücker ist in kürzester Zeit weit vorangekommen – trotzdem weiß er: „Im Endeffekt ist überall noch Luft nach oben.“
Der Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland – Pole-Position für alle
Der Porsche Sixt Carrera Cup Deutschland wird seit 1990 ausgetragen und ist damit der älteste Markenpokal der Welt. In 16 Rennen an acht Wochenenden liefern sich die Teilnehmer spannende Sprints und erbitterte Duelle bei technischer Chancengleichheit. Für viele Fahrer ist die Rennserie der erste Schritt in eine Profilaufbahn.
Während in anderen Rennserien die Fahrzeugtechnik den entscheidenden Vorsprung bedeuten kann, sind beim Porsche Sixt Carrera Cup die Voraussetzungen für jeden Piloten gleich: Alle treten im rund 375 kW (510 PS) starken Porsche 911 GT3 Cup der Generation 992 gegeneinander an. Darum sind Fahrtechnik, Streckenmanagement und mentale Stärke umso wichtiger.
Die Rennserie wird in acht Doppelrennen und fünf Ländern ausgetragen. Zum Saisonauftakt im April trafen die Piloten auf der Formel-1-Strecke im italienischen Imola aufeinander. Auch die Läufe in Budapest (Ungarn), Spielberg (Österreich) und Zandvoort (Niederlande) finden auf Grand-Prix-Kursen statt. Weitere Stationen sind die DTM-Rennstrecken Motorsport Arena Oschersleben, Nürburgring, Sachsenring und das Finale vom 18. bis 20. Oktober am Hockenheimring.
Pro Rennwochenende trägt der Markenpokal zwei Wertungsläufe über jeweils rund 30 Minuten aus. Das Starterfeld bilden 25 fest eingeschriebene Teilnehmer. Dazu können – je nach Rennen – unterschiedlich viele Gastfahrer stoßen. Je nach Platzierung verbuchen die Piloten zwischen 25 und null Punkte, zum Saisonende gewinnt der Fahrer mit der höchsten Punktzahl.
Verbrauchsangaben
911 GT3
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13,0 – 12,9 l/100 km
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294 – 293 g/km
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G Klasse
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G Klasse
Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket
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21,3 – 20,6 kWh/100 km
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0 g/km
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A Klasse