Der Bernina Express
Porsche Schweiz – Ausfahrt: Es waren immer die Zimmer abseits des Berges, die ausgebucht waren. Kaum jemand wollte das mächtige Bergpanorama sehen, die faszinierende Weite und die unberührte Natur. Reserviert wurde stets mit Blick auf die Schiene. Denn direkt hinter dem Hotel Grischuna verläuft die vielleicht schönste Bahnstrecke der Welt: der Bernina Express.
Es gibt wenige Züge, die eine so eindrucksvolle Kulisse bieten wie der Bernina – durchquert er doch majestätische Alpenlandschaften, überfährt erhabene Viadukte und schlängelt sich durch Tunnel, die in mühevoller Handarbeit durch den Berg getrieben wurden. Seine Route ist eine Sinfonie aus Naturschönheit und Ingenieurskunst.
Heute, wo es meist nur noch um Schlagzeilen, um Sensation und um Superlative geht, fällt der Bernina allerdings ein bisschen ab.
Vergangenheit trifft Zukunft.
Mit seinem Dienstgipfel von 2'253 Metern ist er noch immer die höchste Eisenbahnpassage Europas. Auch seine grösste Steigung von 70 Promille ist ein Wert, den kein anderes Schienenfahrzeug ohne Zahnradantrieb meistert. Aber am Ende geht es an Bord des roten Zuges vor allem um eines: Genuss. Das spektakuläre Panorama der Schweizer Alpen und des italienischen Veltlins. Den atemberaubenden Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel und kristallklaren Seen. Idyllische Almwiesen, malerische Dörfer und weite Gletscher. Szenerien wie aus dem Bilderbuch. Und es ist genau diese Schönheit, die jede Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.
Doch was, wenn man diese Schönheit auch abseits der Schiene erleben möchte? Wenn man ein Meisterstück aus Ästhetik und ingeniöser Architektur jeden Tag, ganz ohne Fahrplan, einfach immer wieder erleben will? Dann hilft nur der Umstieg. Der Umstieg in den etwas anderen Bernina Express. Einen, der aus jedem Winkel ein beeindruckendes Beispiel für die gelungene Verschmelzung von Technik und Design ist. Einen, der ein symbolisches Bild für die Harmonie aus Vergangenheit und Zukunft verkörpert. Einen Porsche 911 Sport Classic.
Von Enthusiasten für Enthusiasten: der Porsche 911 Sport Classic
Das streng limitierte Sondermodell der sogenannten Heritage-Designlinie nur auf sein Äusseres zu reduzieren, wäre deutlich zu kurz gegriffen. Und doch muss man mehr als einen Augenblick verweilen, um seine Schönheit und die unglaubliche Liebe zum Detail auf sich wirken zu lassen. Es fängt bei der Lackierung an. Das vom Modegrau früher Porsche 356 inspirierte Sportgraumetallic ist ein Statement, aber doch diskret und cool. Hinzu kommen die lackierten Streifen, die sich über das gesamte Fahrzeug ziehen und auf dem charakteristischen Entenbürzel enden, das der Sport Classic als Verneigung vor dem legendären Carrera RS 2.7 trägt, und die edlen Leichtmetallräder, die jeder Porsche Liebhaber sofort als Reminiszenz an die einzigartigen Fuchsfelgen erkennt.
Man kann sich sprichwörtlich noch tiefer eingraben, was nicht nur am zehn Millimeter knapper über dem Asphalt kauernden Sportfahrwerk mit adaptiver PASM-Dämpfung (Porsche Active Suspension Management) liegt. Von schräg hinten betrachtet erkennt man die muskulös ausgestellten Kotflügel des Sport Classic am besten. Seine Karosserie ist exakt so breit wie die der Turbo-Modelle. Und das nicht ohne Grund: Unter dem Kleid aus hochfestem Stahlblech, Aluminium und federleichter Carbonfaser schlägt ein besonderes Herz. Es ist das 3,7 Liter grosse Triebwerk des 911 Turbo (, ). Und hier endet die Gemeinsamkeit mit den ikonischen Modellen, die er zitiert. Denn etwas wie den Sport Classic hat es zuvor noch nie gegeben.
Die zwei Turbolader entlocken dem Boxer-Triebwerk 550 PS, was ihn in Kombination mit dem 7-Gang-Schaltgetriebe zum stärksten handgeschalteten 911 aller Zeiten macht. Dazu kommt, dass der Allradantrieb fehlt. Stattdessen übertragen allein die beiden Hinterräder die mächtigen 600 Newtonmeter des Sechszylinders. Nicht nur in Sachen Fahrleistung ist der Sport Classic deshalb in nur schwer greifbare Sphären entrückt, auch sein Fahrgefühl ist beinahe schwerelos.
Eine feine Klinge, von Hand geführt
Schon auf den ersten Metern ist klar, dass man hier etwas Einzigartiges pilotiert. Die Feinheit der Ansprache des Motors kennt man. Die neue Turbo-Generation ist hellwach, reagiert auf die kleinsten Befehle des Gaspedals und untermalt die Beschleunigung stets mit einem satten Grollen aus den beiden ovalen Endrohren der Sportabgasanlage: Das baut der Souveränität des Antritts auch akustisch die perfekte Bühne. Es ist das Element des manuellen Gangwechsels, das im Sport Classic eine völlig neue Dimension des Erlebnisses eröffnet.
Man fühlt sich dem 911 nicht nur näher verbunden, man ist es auch. Man wird Teil der Bewegung, Teil der Maschine, während man im perfekten Moment, wenn der Drehzahlmesser an die Spitze der phosphorgrünen Skala tippt, kurz auskuppelt und in einer kurzen Bewegung den nächsten Gang nachlegt und dann den Kraftschluss wiederherstellt. Es funktioniert hier oben am Bernina in einer Perfektion, die man schon nach den ersten Kurven nicht mehr missen möchte.
Dazu kommt die Präzision von Fahrwerk und Lenkung. Durch den Entfall des Kraftflusses nach vorne folgt der sportgraue 911 der Richtungsvorgabe noch feinfühliger, noch unmittelbarer. Der Unterschied mag nach objektiv-technischen Massstäben vielleicht marginal ausfallen, subjektiv hebt es den Sport Classic auf ein völlig neues Level. Frei von Drehmomenteinflüssen, auch beim vollen Herausbeschleunigen aus engen Spitzkehren, wirkt die Lebendigkeit der Lenkung wie direkt mit dem eigenen Verstand verbunden.
Andere mögen schneller sein, doch keiner bietet so viel Gefühl
Das Analoge weckt im Digitalzeitalter Begehrlichkeit.
Dass selbst schwierige Bedingungen – das Thermometer zeigte auf unserer Ausfahrt nur einstellig im Plusbereich an und der abtauende Schnee am Pass sorgte immer wieder für Nässe auf der Fahrbahn – den 911 nicht aus der Ruhe bringen, zeugt von einer Reife, wie sie nur wenigen zuteilwird. Man fühlt die Erfahrung jahrzehntelanger Entwicklungsarbeit, von perfektionistischer Akribie und von absolutem Können. Und so offenbart der Sport Classic plötzlich die Essenz des Elfers.
Er ist nicht der Schnellste, hier überlässt er dem Turbo S das Feld. Auch ist er nicht das hochpräzise Rennstreckeninstrument, das ein GT3 RS darstellt. Er ist stattdessen der Vollkommene, der 911 für Geniesser. Was nicht nur am offenporigen Holz im Interieur und der feinen Kombination aus hochwertigem Pepitastoff und der edlen Bicolor-Semianilin-Lederausstattung liegt. Es ist diese einzigartige Mischung, die Kombination aus Unvereinbarem, die ihn so besonders macht.
Man ist im Sport Classic jederzeit versucht, Parallelen zu den anderen Modellen zu finden. Doch die Zitate an den 356, den RS 2.7 und die ersten Elfer überhaupt werden ihm nicht gerecht, bringt er doch mit seiner feinfühligen Finesse und der unbändigen Kraft noch ganz andere Nuancen mit ins Bouquet. Ein Gedanke, der uns am Ende unserer Testfahrt nicht aus dem Kopf geht: Er erinnert uns stark an die frühen GT2-Modelle. Er ist eine Urgewalt, ein technisches Meisterstück von atemberaubender Ästhetik. Womit wir wieder beim Bernina Express wären.
Verbrauchsangaben
911 GT3
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13,8 – 13,7 l/100 km
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312 – 310 g/km
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G Klasse
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G Klasse
911 GT3 RS
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13,2 l/100 km
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299 g/km
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G Klasse
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G Klasse
911 GT3 mit Touring-Paket
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13,8 – 13,7 l/100 km
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312 – 310 g/km
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G Klasse
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G Klasse