Aufgeweckt und ausgeschlafen

Porsche Schweiz – Motorsport: Auf der Rennstrecke Rivalen, abseits davon befreundet: Die Schweizer Porsche-Junioren Alexander Fach und Dominik Fischli sind hellwach – und haben sich im GT3 Cup des Porsche Sports Cup Suisse einen tollen Titelkampf geliefert.

   

Sie sind sich ähnlich und gleichzeitig sehr verschieden. Sie teilen sich die Rennstrecke und das Karriereziel. Am Steuer ihrer Porsche 911 GT3 Cup schenken sie sich keine Zehntelsekunde und gönnen dem jeweils anderen doch den Erfolg: Alexander Fach und Dominik Fischli, die beiden 2020 neu in den Förderkader des Verbands Schweizer Porsche Clubs und der Porsche Schweiz AG aufgenommenen Juniorfahrer. Das Duo hat dem GT3 Cup im Rahmen des Porsche Sports Cup Suisse (PSCS) gleich im ersten Jahr seinen Stempel aufgedrückt und tollen Motorsport geliefert. Beide nahmen von Beginn an den Kampf um den Titel auf, nur Antonio Teixeira konnte da noch mithalten, der als erster Junior gefördert wurde und dessen erste Saison nach dem Förderprogramm in diesem Jahr ansteht. Vor dem finalen Rennwochenende letzten Jahres im italienischen Misano stand mehr oder weniger fest: Die Meisterentscheidung würde zwischen dem 18-jährigen Fach und dem sieben Jahre älteren Fischli fallen, auch wenn Teixeira Aussenseiterchancen besass. Das Juniorkonzept, das freute alle Verantwortlichen, trug herrliche Früchte.

Ganz locker und doch fokussiert:

Ganz locker und doch fokussiert:

Dominik Fischli (26) musste sich im GT3 Cup 2020 knapp geschlagen geben. Den Titelgewinn will er in der neuen Saison erreichen.
Mit 18 hat man noch Träume:

Mit 18 hat man noch Träume:

Alexander Fach will sie für sich verwirklichen. Dem jungen Schweizer ist als Meister des GT3 Cup ein wichtiger Schritt zur Profikarriere gelungen.

Oktober 2020. World Circuit Marco Simoncelli unweit der Adriametropole Rimini. Im Fahrerlager herrscht geschäftiges Treiben: Der PSCS bietet vielen Rennserien und -klassen eine Bühne. Die Boxen sind mit unterschiedlichsten Porsche-Rennwagen gut gefüllt – von früheren Cayman-GT4-Versionen über den aktuellen 718 Cayman GT4 Clubsport MR und von älteren 911-GT3-Cup-Modellen bis hin zum aktuellen 911 GT3 R, ganz abgesehen von zahlreichen Serienmodellen für jene Wettbewerbe, die mit normalen Strassenreifen bestritten werden.

Die heimlichen Stars aber sind die Porsche 911 GT3 Cup der Generation 2, wie sie im GT3 Cup starten und auch im Porsche Mobil 1 Supercup zum Einsatz kommen. 485 PS stark und 1.200 Kilogramm leicht, kein ABS, keine Traktionskontrolle. Ein pures Fahrerauto, das die Spreu vom Weizen trennt. Das ist so gewollt: Bei diesem Renngerät kommt es allein darauf an, wer am Lenkrad sitzt.

Lernen, lernen, lernen:

Lernen, lernen, lernen:

Auch wenn Fach aus einer Motorsportfamilie kommt, geschenkt wurde ihm auf dem Weg zum Rennfahrer nichts. Den Aufstieg in den GT3 Cup hat er sich selbst erarbeitet.

Matchball verwandelt
Gleich in seinem ersten Jahr als Schweizer Junior-Fahrer reiste Alexander Fach als Tabellenführer zum Saisonfinale nach Misano – und nutzte dort seine Chance, um Champion zu werden.

Alexander Fach wirkt gelassen und konzentriert, aber die Anspannung kann er nicht ganz verbergen. Acht Punkte beträgt sein Vorsprung auf Dominik Fischli, 79 Zähler werden bei den letzten beiden Sprintläufen der Saison 2020 noch vergeben. „Von dieser Ausgangssituation hätte ich zu Saisonbeginn nicht einmal geträumt“, staunt er selbst über seine Titelchancen und erzählt. Ruhig und sachlich in erwachsenen, wohlüberlegten Sätzen, die so ernsthaft klingen, dass sie fast nicht zu seinen jugendlich-weichen Gesichtszügen passen wollen. Wie für ihn, den Sohn des Teambesitzers Alex Fach, der Weg in den Motorsport keinesfalls vorgezeichnet war. Dass er daheim darum kämpfen musste, ins Rennkart steigen zu dürfen. Es dort bis in die von Porsche unterstützte deutsche E-Kart-Serie geschafft hat. Über erste Testkilometer mit einem 911 GT3 Cup, in dem er sich schon als 16-Jähriger auf Anhieb wohlgefühlt hat. Und über sein Debüt im schweizerischen GT3 Cup am Steuer des Vorgängermodells, das gleich in der ersten Runde mit einem Ausritt endete: „Da habe ich verstanden, was alles passieren kann und dass ich einen Schritt nach dem anderen gehen muss.“

Zeiten und Resultate standen fortan im Hintergrund, wichtiger war es, in Ruhe zu lernen – die Strecken, die Abläufe im Fahrerlager und wie er seine Performance anhand der Datenanalyse verbessern kann. Er kam nur wenig ans Steuer, weil er sich das Auto aus Kostengründen mit einem anderen Fahrer teilen musste. Doch er saugte alle Erfahrungswerte auf, die sich ihm boten. Auch dank der Unterstützung durch den Verband Schweizer Porsche Clubs und der Porsche Schweiz AG sowie der professionellen Betreuung durch das Motorsport-Team des Porsche Zentrum Zug gelang ihm dann der Sprung in ein eigenes Cockpit und in das aktuelle 911-GT3-Cup-Modell. Dass der Aufstieg für ihn keinesfalls zu früh kam, stellte Fach mit zwei Sprintsiegen beim letztjährigen Saisonauftakt in Hockenheim unter Beweis. Er war bereit. Die neue Aufgabe konnte kommen.

2019 kehrte Dominik Fischli mit Vehemenz in den Porsche Sports Cup Suisse zurück.

Dominik Fischli lässt sich weder von der spannenden Tabellensituation noch von der Hektik eines Rennwochenendes aus der Ruhe bringen. Das zeigte sich in Misano unter anderem so: Das vereinbarte Gespräch musste etwas warten – mit der Herbstsonne im Gesicht war der stets gut gelaunte Blondschopf inmitten des lärmigen Fahrerlagers auf einem Liegestuhl sanft entschlummert. Worüber er anschliessend selber lachen musste. Umso hellwacher stand er dann Rede und Antwort.

Auch Fischli sass früh im Rennkart, wobei es dem Zehnjährigen weniger schwer fiel, seinen Vater – selbst ein ehemaliger Formelfahrer – zu überzeugen. Die folgenden Jahre ging er erst in der Schweizer, dann in der deutschen Meisterschaft an den Start. Fast jedes Wochenende standen Rennen oder Tests auf dem Programm, ein grosser Aufwand für die ganze Familie. Anfangs bereiteten die Fischlis die Karts noch selbst vor, später schlossen sie sich Profiteams an. Nicht selten hiessen die Gegner auf der Strecke Max Verstappen oder Mick Schumacher. „Das war die beste Schule, die sich ein Rennfahrer vorstellen kann“, betont er, der sich aller Begeisterung zum Trotz die notwendige Portion Selbstkritik bewahrte: „Ich war einfach nicht ganz vorne mit dabei, darum haben wir uns gegen eine Formelkarriere entschieden. Ich wollte erst einmal etwas Solides lernen.“

Vier Jahre dauerte die Ausbildung zum Polygrafen, so lange musste auch die Rennerei pausieren. 2016 folgte dann das Comeback in der GT4-Clubsport-Kategorie des Porsche Sports Cup Suisse. „Der Wechsel in den Sportwagen war schon heftig, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt – der Cayman GT4 ist ein super Einsteigerauto.“

2017 folgte der Meistertitel, und während viele jetzt den sofortigen Aufstieg in den GT3 Cup angestrebt hätten, reagierte Fischli erneut anders: Er gönnte sich eine Auszeit und ging mit drei Freunden auf Reise. Die USA von Nord nach Süd, Hawaii, Bora-Bora, Neuseeland und mit dem Wohnmobil quer durch Australien, danach noch Singapur, Hongkong, Bali und Vietnam. Sechs Monate dauerte die Tour. „Natürlich habe ich unter grossen Entzugserscheinungen vom Motorsport gelitten“, räumt der heute 26-Jährige ein, will diese Lebenserfahrung aber keinesfalls missen: „Die Welt zu sehen, war auch ein wichtiges Ziel.“

2019 kehrte er mit Vehemenz in den PSCS zurück. Gleich seine erste volle Saison in der grossen Klasse beendete er auf Rang drei hinter Altmeister Jean-Paul von Burg und Antonio Teixeira. Dafür musste sich der Sunnyboy enorm in die Materie hineinfuchsen: „Der 911 GT3 Cup ist stärker und technisch anspruchsvoller als der GT4. Ohne ABS und Traktionskontrolle gibt es viel mehr Action, du musst ihn ganz anders fahren“, erläutert der passionierte Tennisspieler, der sich auch weiterhin durch Kartfahren fit hält. „Weil ich immer bestmöglich vorbereitet am Rennplatz ankommen will, stehen im Vorfeld intensive Daten- und Videoanalysen auf dem Programm.“

„Dass wir Juniorfahrer die Chance bekommen, dies in unserem Alter erleben zu dürfen, ist einfach toll!“ Alexander Fach

Aufstellung für das erste Sprintrennen. Fach hat das Qualifying souverän für sich entschieden, Fischli steht neben ihm in der ersten Startreihe. Es wird ernst. Und dann dauert es nur Sekunden, bis der Titel vorentschieden ist: In Kurve 1 touchiert ein Kontrahent das Auto von Fischli, der bis auf Rang 16 zurückfällt. Während Fach ungefährdet seinem vierten Saisonsieg entgegenfährt, kämpft sich sein Titelrivale noch auf die achte Position vor. Auch mit einer bravourösen Aufholjagd im zweiten Rennen kann er diesen Rückschlag nicht mehr ausgleichen: Fach ist Champion, Fischli Vizemeister. Nach dem Rennen sagt letzterer: „Dann versuche ich im kommenden Jahr eben erneut, den GT3 Cup zu gewinnen – ich werde ja noch eine weitere Saison von Porsche gefördert“ und richtet den Blick mit der ihm eigenen Leichtigkeit wieder nach vorne.

Alexander Fach wird ebenfalls noch ein Jahr im PSCS dranhängen und 2021 erneut starten: „Die Serie ist einfach top, was die Organisation und die Stimmung betrifft – und auf der Strecke geht es fair zu.“ Dem Traum, seinen Lebensunterhalt einmal mit Motorsport bestreiten zu können, ist er einen Schritt näher gekommen. Auch wenn er nichts für selbstverständlich nimmt: „Dass wir drei Juniorfahrer die Chance bekommen, dies in unserem Alter erleben zu dürfen, ist einfach toll!“

Klaus-Achim Peitzmeier
Klaus-Achim Peitzmeier

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Verbrauchsangaben

911 GT3 (2023)

WLTP*
  • 13,0 – 12,9 l/100 km
  • 294 – 293 g/km
  • G Klasse
  • G Klasse

911 GT3 (2023)

Kraftstoffverbrauch* / Emissionen*
Kraftstoffverbrauch* kombiniert (WLTP) 13,0 – 12,9 l/100 km
CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 294 – 293 g/km
CO₂-Klasse G
CO₂-Klasse gewichtet kombiniert G
Effizienzklasse: G

Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket

WLTP*
  • 21,3 – 20,6 kWh/100 km
  • 0 g/km
  • A Klasse

Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket

Kraftstoffverbrauch* / Emissionen*
Stromverbrauch* kombiniert (WLTP) 21,3 – 20,6 kWh/100 km
CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 0 g/km
CO₂-Klasse A
Effizienzklasse: A