Offenes Bekenntnis
Der Porsche Boxster verändert 1996 das Gesicht der Marke. Er wird geliebt für seine freche Jugendlichkeit und ist gleichzeitig eine Reminiszenz an legendäre Mittelmotorsportwagen. Mit dem Sondermodell Boxster 25 Jahre feiert das Erfolgskonzept Jubiläum. Der damalige Entwicklungschef Horst Marchart erinnert sich an die Anfänge.
Verbrauchsangaben (Deutschland)
Porsche Boxster 25 Jahre / 718 Boxster GTS 4.0
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,8–9,6 l/100 km
CO₂-Emissionen kombiniert: 246–219 g/km (Stand 03/2021)
Porsche 718 Boxster
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 8,7–8,1 l/100 km
CO₂-Emissionen kombiniert: 199–185 g/km (Stand 03/2021)
Porsche 718 Boxster S
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 9,6–8,8 l/100 km
CO₂-Emissionen kombiniert: 218–200 g/km (Stand 03/2021)
VERBRAUCHSANGABEN (SCHWEIZ)
Porsche Boxster 25 Jahre / 718 Boxster GTS 4.0
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,9–10,1 l/100 km
CO₂-Emissionen kombiniert: 247–230 g/km
Effizenzklasse: G (Stand 03/2021)
Ende der 1980er-Jahre wissen es bei Porsche alle: Es muss etwas geschehen. Die wirtschaftliche Situation ist angespannt. Die neue Baureihe Porsche Boxster wirkt bei ihrer Markteinführung 1996 als Befreiungsschlag. Der wendige Roadster mit dem vor der Hinterachse platzierten ersten wassergekühlten Sechszylinder-Serienboxermotor erobert die Herzen einer neuen jüngeren Klientel im Sturm. Einer seiner Väter in Zeiten großer Umstrukturierungen war Horst Marchart, damals Hauptabteilungsleiter für die Gesamtfahrzeugentwicklung.
Als Marchart im Frühjahr 1991 im Büro des Porsche-Vorstands antritt, wird er um seine Empfehlung gebeten. „Ich sagte: Alles auf Stopp und dann konsequent die Weichen stellen – neue Modellplanung, Entwicklung und Produktion“, erinnert sich der gebürtige Wiener, Jahrgang 1939. Marchart folgt vor allem seinem Instinkt, noch ist die Idee nicht zu Ende reflektiert. Man müsse eine erfrischende zweite Sportwagenbaureihe auf den Markt bringen. Eine, die charakterstark genug wäre, um ganz für sich selbst zu stehen, und gleichzeitig eindeutig die Gene der Marke trüge. Leichtigkeit sollte sie versprühen und im Preissegment deutlich unter dem Elfer liegen. Das Interesse ist geweckt. „Man wollte wissen, wie lange ich brauchen würde, um das Thema belastbar zu untersuchen. Ich bat um vier Monate.“
Horst Marchart erlebt die Weichenstellung für die Porsche-Zukunft in Nahaufnahme. Der Status quo damals: „Wir hatten mit der Generation 993 einen großartigen Porsche 911 kurz vor der Markteinführung. Und die Modelle Porsche 928, 944 und 968 waren sehr eigenständig, hatten kaum technische Gemeinsamkeiten mit dem Elfer oder untereinander.“
Die technische und strategische Herausforderung besteht darin, den neuen Sportwagen technisch eng mit zukünftigen Generationen des 911 zu verzahnen. Und der Wagen soll sich anlehnen an die legendären Spyder-Modelle. Die Pläne für einen feinen zweisitzigen Roadster mit Mittelmotor überzeugen den Vorstand. Boxster soll der Neue heißen, um den Hinweis auf den offenen Roadster und den markentypischen Boxer-Sechszylinder im Namen zu tragen. Dass dieser in der Generation 996 des 911 erstmals wassergekühlt sein würde, steht bereits fest. Der Boxster nimmt diesen Schritt vorweg.
Grant Larson gestaltet die erste Studie. Sein Design zitiert ganz bewusst den Porsche 550 Spyder aus den 1950er-Jahren und den Porsche 718 RS 60 Spyder von 1960: Mittelmotorkonzept, deutlich über die Vorderachse hinausreichende Frontpartie, kurzer Karosserieüberhang am Heck und mittig platzierte Auspuffendrohre sind wesentliche Verweise. Markant gestaltete Lufteinlässe und Luftaustrittsöffnungen bilden wichtige Gestaltungselemente. Die silberfarbene Lackierung und die rote Farbe des detailverliebten Innenraums stammen aus der Porsche-Historie und werden nun gleichzeitig Merkmal des Aufbruchs.
„Nach der überwältigenden Publikumsreaktion 1993 in Detroit waren wir endgültig sicher.“ Horst Marchart
Horst Marchart, im Herbst 1991 zum Vorstand für Forschung und Entwicklung ernannt, hegt keinen Zweifel, dass dieses Modell neben der neuen Generation des Elfers ein Erfolg wird, ohne die Markenikone zu gefährden: „Mir war klar, dass der 993 so gut war, dass er auch unter Konkurrenz durch den Boxster seinen geplanten Modellzyklus bis 1998 bestehen würde. Und nach der überwältigenden Publikumsreaktion auf die Studie des Boxster bei der Präsentation in Detroit im Januar 1993 waren wir endgültig sicher, dass wir gemeinsam die richtige Entscheidung getroffen hatten.“ Als der Messerummel vorbei ist, lautet das Credo: Designentwicklung einstellen und die Studie bitte genauso bauen.
Tatsächlich lässt das Serienmodell, als es im August 1996 an den Start geht, große Ähnlichkeiten zum Messehighlight von Detroit erkennen. Da es sich den Vorderwagen mit der ein Jahr später erscheinenden Elfergeneration 996 teilt, steht die Familienzugehörigkeit außer Frage. Technisch bietet der Boxster zukunftsweisende Neuerungen. Neben der Wasserkühlung sind dies unter anderem aus dem Rennsport abgeleitete Leichtmetall-Vierkolben-Bremszangen in Monoblock-Bauweise, Vierventiltechnik und VarioCam-Technologie. Sein Sechszylinder-Boxer wird zum Nukleus einer völlig neuen Motorenfamilie, die später auch im 911 zum Einsatz kommt. Alternativ zum serienmäßigen Fünfgang-Schaltgetriebe kann der Boxster auch mit der Automatik Tiptronic S geordert werden, die nun erstmals über fünf Fahrstufen verfügt.
Die Evolutionsstufen des Boxster füllen längst ganze Bücher. 2003, 2005, 2007 und 2012 erfolgten große Entwicklungsschritte. 2016 dann die komplette Neuaufstellung zur Modellreihe 718 mit Vierzylinder-Turbomotoren und einem geschärften Design.
Der Roadster reifte vom Sportler zum Ausnahmeathleten. Allein der Leistungsvergleich spricht Bände: Mobilisierte der erste Boxster 150 kW (204 PS), leistet das Sondermodell zum 25-jährigen Geburtstag stolze 294 kW (400 PS; Boxster 25 Jahre: Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,8–9,6 l/100 km, CO₂-Emissionen kombiniert: 246–219 g/km (Stand 03/2021)).
Das auf 1.250 Exemplare limitierte Jubiläumsmodell ist eine Hommage an die erste Studie. Zu den prägnantesten Merkmalen zählt die nun neu interpretierte Farbe Neodyme: Dieser kupferartig schimmernde Braunton setzte bereits beim Ausstellungsstück einen spannenden Kontrast zur Grundfarbe GT-Silbermetallic. Wie beim historischen Vorbild sind das Leder der Innenausstattung und das Verdeck in Rot gehalten. Die Aufbruchstimmung der frühen Jahre liegt in der Luft, wenn Horst Marchart die für das Unternehmen so wichtige Entstehungsgeschichte des Boxster rekapituliert. Die Leidenschaft und Kühnheit der Anfänge steckt noch heute in der gesamten 718-Familie. Allein die Nüchternheit der damals pragmatischen Abwägungen will nicht zu den mitreißenden Autos passen. Horst Marchart lächelt und taucht noch einmal in seine Erinnerungen ein: „Dr. Wolfgang Porsche wollte von mir wissen, was wir wohl tun würden, wenn zehn Jahre verstrichen seien und der Boxster ein Erfolg wäre. Ich habe gesagt: Dann bekommen Sie Ihren Viersitzer.“ Aber das ist eine eigene Geschichte.
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Verbrauchsangaben
718 Boxster
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9,7 – 8,9 l/100 km
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220 – 201 g/km
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G Klasse
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G Klasse
718 Boxster GTS 4.0
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10,9 – 10,1 l/100 km
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247 – 230 g/km
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G Klasse
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G Klasse
718 Boxster S
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10,4 – 9,6 l/100 km
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235 – 218 g/km
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G Klasse
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G Klasse