Hingehört

Seit über 75 Jahren definiert Porsche das Thema Sportwagen immer wieder neu. Wir haben uns gefragt, wer in der Musikszene eine ebensolche inspirierende Kraft ausstrahlt. Menschen, die sich keine kreativen Grenzen setzen lassen, sondern diese als Aufforderung betrachten, sie zu überschreiten. Antworten auf die Frage, welche aktuellen Künstler die Musik heute neu definieren, gibt uns Moderator, Journalist und DJ Markus Kavka. Denn Hinhören ist sein Beruf.

    

„In den 1980er-Jahren gab es mehr Dogmen als heute. Damals waren Rock, Pop, Rap und Co. noch relativ strikt getrennt“, sagt Markus Kavka und fährt fort: „Das ist heute anders. Den Künstlern sind die Schubladen egal. Mir übrigens auch. Ich hatte schon immer ein großes Herz für Pop und Kommerz, weil ich ein Faible für Melodien habe. Die Achtziger und Neunziger waren tolle Jahrzehnte für Melodien und ich finde, das ist jetzt wieder so. Die Leute wollen offenbar wieder mitsummen und mitsingen.“ Fünf aktuelle Künstler hat uns Markus Kavka genannt, die er bemerkenswert findet – weil sie sich in keine Schublade stecken lassen. Und weil sie Musik für sich neu definieren.
 

R. Missing

R. Missing ist der Name eines neuen Elektropopduos aus New York. Man wirft dieser Art von Musik ja traditionell vor, dass sie zu kühl, maschinell und emotionslos ist. Bei R. Missing ist das anders, weil die beiden es schaffen, trotz synthetischer Klänge und düsterer, entrückter Texte eine verblüffende Wärme und Nähe entstehen zu lassen. Ich feiere jeden einzelnen Song von ihnen.

PVA

Musik ist immer dann neu und spannend, wenn man nicht weiß, wie man sie nennen soll, wenn es keine passende Schublade dafür gibt. Beim Trio PVA aus Südlondon dachte ich zuerst an ein Etikett wie „Dance-Punk“, aber das trifft ihre abgefahrene Mixtur aus Post-Punk, New Wave, Disco, House und Techno auch nur so halb. Jedenfalls habe ich bis dato keinen Act gekannt, der die Liveenergie einer Band und die Feieratmosphäre in einem Elektroclub so organisch und aufregend unter einen Hut bringt.

Fousheé

Fousheé ist 1990 in New Jersey geboren und dort mit traditionell afroamerikanischer Musik wie R ’n’ B, Hip-Hop und Reggae aufgewachsen. Irgendwann entdeckte sie traditionell weiße Musik wie Punk und Alternative für sich. Das alles prügelt sie zu einer wahren „Genre-Orgie“ zusammen, die in jeder Sekunde überraschend und aufregend ist. Ich kenne keine Künstlerin, mit der sie auch nur im Ansatz vergleichbar wäre.

Ethel Cain

Ethel Cains ultrachristliche Eltern verboten ihr jegliche moderne Musik, Bücher und Filme. In ihrer eigenen Musik rechnet sie mit ihrer – laut eigenen Aussagen – traumatischen Erziehung ab. Ihre Einflüsse liegen im American Gothic und in Acts wie Mazzy Star, Lana Del Rey oder Chelsea Wolfe. Die Intensität, mit der sie vorgeht, habe ich so vorher noch nie gehört. Sehr spannende Künstlerin.

Berq

Berq wurde als Felix Dautzenberg 2004 in Hamburg geboren und bereichert die deutsche Popmusik um eine so noch nicht gehörte Facette. Es sind großartige, emotionale Songs, in denen er sich buchstäblich den Schmerz aus dem Leib singt. Seine poetischen Popsongs leben vor allem von seiner Stimme und seinem charismatischen Timbre. Sehr einzigartig und berührend – von ihm wird man noch viel hören.