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Im Porsche 908/03 Spyder aus dem Jahr 1970 sorgt ein kleines Bauteil für die letzten Gramm Gewichtsersparnis: ein Schaltknauf aus Mahagoniholz.

   

Leichtbau ist Trumpf. So ungefähr lautete das Credo ab Mitte der 1960er-Jahre in der Entwicklung bei Porsche. Ein Fahrzeug, bei dem die Leichtbaumaßnahmen auf die Spitze getrieben wurden, war der Porsche 908/03 Spyder aus dem Jahr 1970. Bei zwei prestigeträchtigen Rennen sorgte er für Furore: bei der Targa Florio auf Sizilien sowie beim 1.000-Kilometer-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife. Ein Blick ins Cockpit unter dem Windabweiser verrät, wie weit die Detailarbeit seinerzeit reichte: die filigranen Chassisrohre, das Lenkrad, der Drehzahlmesser, die Sitzschale, die Pedale – überall dominieren leichte Materialien wie Plexiglas, Aluminium, Kunststoff sowie etwas Leder. Und Holz: denn oben auf dem Schaltstock thront als Knauf eine Kugel aus Mahagoni.

„Ein Schaltknauf der damaligen Wagen hatte in etwa ein Volumen von 33,5 Kubikzentimetern“, erklärt Peter Falk. Der heute 92-Jährige leitete in den 1960er-Jahren die Vor- und Rennentwicklung bei Porsche. Ein Grund für die Wahl des Materials war das spezifische Gewicht. Aluminium (2,7 g/cm³), Magnesium (1,8 g/cm³) oder Kunststoff (1,4 g/cm³) sind weitaus schwerer als Mahagoni mit rund 0,7 g/cm³. Auch seine spezielle Struktur macht das Holz zu einem einzigartigen Werkstoff. Während der gleiche Schaltknauf aus Aluminium also 90 Gramm auf die Waage bringen würde, sind es beim Mahagonischaltknauf aus dem 908/03 lediglich 24 Gramm. Eine Gewichtsersparnis von fast 70 Prozent.

„Dahinter stand natürlich Ferdinand Piëch“, erklärt Peter Falk. „Er hat unzählige Leichtbaumaßnahmen initiiert.“ 1963 war Piëch ins Unternehmen eingetreten, ab 1965 war er Leiter der Entwicklungsabteilung. Neben einer optimierten Aerodynamik war Leichtbau das Thema, von dessen Wirkung er stets überzeugt war – und das die Entwickler bei Porsche immer wieder vor große Herausforderungen stellte. 80 PS mehr Leistung im Sechszylinder-Rennmotor bei rund 50 Kilogramm weniger Gewicht? 14 Gramm Gewichtsersparnis beim Zündschalter? Ist der Deckel des Sicherungskastens entbehrlich? Ganz gleich, welcher Wagen Ferdinand Piëch zur Abnahme präsentiert wurde: Stets ging es um jedes Gramm. So auch beim 908/03, den er aufgrund seiner Leichtigkeit und Agilität „Wiesel“ nannte. Der Schaltknauf aus Mahagoni – er ist das perfekte Exempel für die Leichtbauphilosophie dieser Zeit.

Die Holzkugel findet sich im Cockpit zahlreicher Rennwagen bis 1971. Bei den Bergrennen der Europameisterschaft gilt ab 1967 kein Minimalgewicht, in der Leichtbauküche beginnt es zu brodeln. Beim 908/03 standen die Entwickler vor einer besonderen Herausforderung: den extremen Leichtbau der Bergwagen auf ein Langstreckenfahrzeug zu übertragen. 545 Kilogramm und 257 kW (350 PS) aus einem Dreiliter-Achtzylindermotor bringt der 908/03 Spyder bei der Targa Florio 1970 an den Start – und gewinnt. Auf dem Nürburgring gelingt das Kunststück erneut. Auch dank der Mahagonikugel. Fast wie ein Leitmotiv zieht sie sich durch die Porsche-Geschichte und taucht immer da auf, wo es um das allerletzte Gramm geht.

Auch abseits der Rennstrecke lebt die Leichtbauphilosophie bis heute fort. Und immer wieder setzt Porsche einen hölzernen Schaltknauf – inzwischen aus Nussbaum – als Erkennungszeichen auf den Schaltstock des manuellen Getriebes. Im Carrera GT, dem Mittelmotor-Supersportwagen von 2002. Oder im aktuellen 911 Carrera T (992), der Leichtbau und ein besonders sportliches Fahrwerk mit manuellem Getriebe zu einem sehr emotionalen Fahrerlebnis verbindet.

Wilfried Müller
Wilfried Müller
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Verbrauchsangaben

911 GT3 RS

WLTP*
  • 13,2 l/100 km
  • 299 g/km
  • G Klasse
  • G Klasse

911 GT3 RS

Kraftstoffverbrauch* / Emissionen*
Kraftstoffverbrauch* kombiniert (WLTP) 13,2 l/100 km
CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 299 g/km
CO₂-Klasse G
CO₂-Klasse gewichtet kombiniert G
Effizienzklasse: G