Große Schritte

Porsche Deutschland – Der Traum ist zum Greifen nah: In wenigen Wochen wird in Paris das olympische Feuer entzündet. Dann, so hofft 400-Meter-Läuferin Alica Schmidt, wird sie für Deutschland antreten. Wie sie mit der Spannung während der Vorbereitungen umgeht? Das erzählt sie im zweiten Teil ihrer Kolumne.

   

Seit Monaten trainiere ich für diesen Traum. Nein, eigentlich schon seit Jahren. Nun komme ich dem Ziel mit Riesenschritten näher – wortwörtlich. Wir alle im Team trainieren so hart dafür, bei den Olympischen Spielen antreten und unsere Bestleistung abrufen zu können. Jetzt darf einfach nichts mehr schieflaufen.

Im Sport gibt es viele extrem emotionale Momente – jede Menge Höhen, aber auch genauso viele Tiefen. Dieses Spannungsfeld ist unser Alltag. Deshalb ist es wichtig, emotional stabil zu bleiben. 

Alica Schmidt ...

Alica Schmidt ...

... die neben ihrer Leichtathletikkarriere auch als Model arbeitet, ist die derzeit wohl bekannteste deutsche Sport-Influencerin.

Als Athlet kann man verschiedene Stellschrauben nutzen. Zum Beispiel meditiere ich jeden Tag, selbst wenn es nur fünf Minuten sind – meistens am Abend. Dann gehe ich in Gedanken den nächsten Tag durch, frage mich: Was ist morgen wichtig für mich, worauf arbeite ich hin? Ich bin ein Mensch, der ganz viel visualisiert, um sich auf Dinge vorzubereiten. Bilder von dem, was kommt, im Kopf zu zeichnen ist für mich superwichtig. Gerade auf bedeutende Wettkämpfe arbeitet man ja sehr lange hin. Ich habe es schon erlebt, dass ich an dem Tag selbst dann wahnsinnig nervös war und meine Leistung deshalb gar nicht zu 100 Prozent abrufen konnte. Alles, woran ich denken konnte, war: „Die Arbeit des ganzen letzten Jahres steht und fällt mit deiner Leistung heute.“ Wenn ich mich aber gedanklich darauf vorbereite und überlege: „Was wird passieren, wie werde ich mich fühlen?“, dann hilft mir das. Ich spiele im Kopf durch, wie das Stadion aussieht, wie die Abläufe sein werden … Wenn man das macht, fühlt es sich an, als hätte man das alles schon ganz oft durchlebt. Der Wettkampf hat nichts Beunruhigendes mehr und wird zu einem ganz normalen Tag.

Ich spiele vor einem Wettbewerb im Kopf durch: „Wie sieht das Stadion aus? Wie werden die Abläufe sein?“

Deshalb bin ich so dankbar, dass ich vor drei Jahren als Ersatzläuferin bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei sein durfte. Ich war noch sehr jung und hatte gar nicht damit gerechnet. Und auch wenn ich letztlich nicht zum Einsatz gekommen bin, so hatte ich durch meine Teilnahme die Chance, das Ganze schon einmal mitzuerleben und die Abläufe kennenzulernen. Denn was mir vorher gar nicht bewusst war: Olympia ist schon etwas ganz anderes als eine Weltmeisterschaft. Bei beiden Wettkämpfen treten die Besten der Welt gegeneinander an, aber die Olympischen Spiele haben noch mal einen ganz besonderen Flair: so viele Eindrücke, so viele Athleten, zu denen man teilweise seit Jahren aufschaut und die plötzlich beim Essen neben einem sitzen … Die ersten Tage im olympischen Dorf haben mich fast überfordert. Aber jetzt weiß ich, was auf mich zukommt, und kann in meinem Kopf die entsprechenden Bilder zeichnen. Drückt mir die Daumen, dass sie Realität werden! 

Warren Van Rensburg
Warren Van Rensburg
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