Asphaltgefühl

Vor über 40 Jahren beginnt in New York eine Jugendkultur, die heute die Szene Europas prägt: Hip-Hop – Musik, Sprechgesang, Graffiti, Breakdance, Mode. Eine 5.000 Kilometer weite Entdeckungsreise mit Fachmann Niko Hüls alias Niko Backspin im Porsche Cayenne S Coupé zu den Hip-Hop-Zentren Europas, in eine spirituelle Welt voller Innovationsgeist, Rhythmus, Gefühl und Intelligenz.

  

Verbrauchsangaben (Deutschland)

Porsche Cayenne S Coupé
Kraftstoffverbrauch innerorts: 11,5–11,4 l/100 km
außerorts: 8,2–8,0 l/100 km
kombiniert: 9,4–9,2 l/100 km
CO2-Emissionen kombiniert: 216–212 g/km (Stand 06/2020)

ROADTRIP
BERLIN – AMSTERDAM – KOPENHAGEN – LONDON – BARCELONA – PARIS

MOTTO
HIP-HOP IST DAS SPRACHROHR DER STRASSE

Sein Traum sei es immer gewesen, „die Geschichte des Hip-Hops neu zu erzählen“, sagt Niko Hüls, Chef des Hamburger Magazins Backspin und Kenner der europäischen Hip-Hop-Welt. „Die Kooperation mit Porsche hat das ermöglicht.“ Aus zahlreichen Treffen mit verschiedenen Protagonisten der Szene entstanden bunte Filmreportagen und eine umfassende Dokumentation.

Josi Miller

STADT
BERLIN – DEUTSCHLAND

MOTTO
HIP-HOP IST LEIDENSCHAFT

Als Teenager entdeckt die gebürtige Leipzigerin die Faszination von Vinylscheiben. Sie lernt mixen, scratchen und andere Plattenspieler-Kunstgriffe. „Anfangs hatte ich oft das Gefühl, nur gebucht zu werden, weil ich eine Frau bin. Nur Wenige beschäftigten sich damit, was genau ich spielte“, erinnert sie sich. Mittlerweile spielt Miller regelmäßig in Clubs und begleitet ihre Rapper-Kollegen als Tour-DJ. Mit ihrer Kollegin Helen Fares produziert sie seit 2016 den Podcast Deine Homegirls, in dem die beiden zusammen mit ihren Gästen den Blick über Musik und Gesellschaft schweifen lassen; frei nach dem Motto: „Du kannst nicht auslernen. Es gibt immer einen Scratch, den du noch nicht kennst. Alles entwickelt sich ständig weiter.“

Während im ersten Teil unter dem Titel Back to Tape mit München, Stuttgart, Heidelberg, Frankfurt am Main, Hamburg und Berlin ausschließlich deutsche Hip-Hop-Hotspots besucht wurden, erweiterte sich der Radius schnell auf Europa: Amsterdam, Kopenhagen, London, Barcelona, Paris.

Kool Savas

STADT
BERLIN – DEUTSCHLAND

MOTTO
HIP-HOP IST EINE FAMILIE

Seit mehr als 30 Jahren ist der „King of Rap“ (links neben Hüls) dabei. Als Ex-Betreiber des legendären Berliner Labels Optik Records bot er vielen jungen Rappern eine Plattform. 2011 eroberte er mit Aura erstmals Platz eins der Albumcharts. „Hip-Hop bedeutet für mich als Flüchtlingskind eine Heimat“, sagt er. „Mir hat Hip-Hop Werte vermittelt. Werte für ein soziales Miteinander.“

„Hip-Hop ist Heimat.“ Kool Savas

Hüls ging zurück auf die Straße. „Wir wollten zeigen, wie Menschen an ganz unterschiedlichen Orten über eine gemeinsame Kultur verbunden sind“, sagt der Journalist. Das Netzwerk wuchs mit jedem Treffen. Der zweite Teil konnte beginnen, sein Titel: Back 2 Tape. Zitat und Pointe zugleich.

Edson Sabajo

STADT
AMSTERDAM – NIEDERLANDE

MOTTO
HIP-HOP IST LIFESTYLE UND LEBENSGEFÜHL

Der DJ und Produzent (rechts) ist Mitbegründer des Amsterdamer Sneaker-Kollektivs Patta. Hip-Hop begann für ihn Mitte der Achtziger: „Wir hörten noch Madonna oder Kool & the Gang. Auf einmal war da dieser andere Beat. Kurz darauf entstand eine feste Gemeinde. Nichts war segmentiert, ob Graffiti, DJing, Breakdance oder Rap. Es gab einfach alles. Jeder hat sich in allem versucht. Auch ich.“ In Amsterdam traf Hüls außerdem den Rapper und RnB-Sänger Pete Philly.

Hüls weiß, dass die Wahrnehmung von Hip-Hop oftmals von den simplen Provokationen der sogenannten Gangsta-Rapper überlagert wird. Umso mehr will er vom wahren Charakter des Hip-Hops erzählen. Entstanden ist die heute internationale Jugendkultur Mitte der 1970er-Jahre im New Yorker Stadtteil Bronx. Der Big Apple war damals pleite, die Bronx brodelte. Die Häuserschluchten waren vermüllt, verarmt, zerstört. Bandenkriminalität regierte den Alltag. Der Hip-Hop nimmt Teile dieser Lebenswelt auf und befreit sich zugleich aus ihr. Die Jugend der Bronx lebt neue Formen der Kommunikation in ganz neuen Ausdrucksformen. Graffiti-Kunst, Rap, Breakdance und DJing hatten zunächst nichts miteinander zu tun – aber eines gemeinsam: Sie stellten kreativen Wettbewerb gegen die zerstörerische Kraft der Straße.

Lars Pedersen

STADT
KOPENHAGEN – DÄNEMARK

MOTTO
HIP-HOP IST RESPEKT VOR DEM ARCHITEKT

Der Däne (rechts neben Hüls) ist Leiter des Instituts für Urbane Kunst in Kopenhagen und kuratiert mit seinem Mitstreiter Peter Skensved (links neben Hüls) ein mindestens europaweit einmaliges Projekt: die 470 Meter lange Evolution Wall, die als offizielles Graffitiprojekt der dänischen Hauptstadt großen Einfluss hat. Sie dokumentiert stets die aktuellen Styles und Entwicklungen der Graffiti-Writer-Szene. An einem anderen Ort bekommt Back 2 Tape ein eigenes Überraschungsgraffiti.

Die erste Welle des Rap, die sogenannte Old School, hat zwar Kritiker und Jugendliche rund um den Globus fasziniert. Doch sie blieb weitgehend auf die USA beschränkt. Erst Ende der Achtziger entstanden im Zuge der sogenannten New School um US-Gruppen wie Run DMC oder Public Enemy eigene kreative Entwürfe in Europa. Die ersten Formationen, darunter Advanced Chemistry aus Heidelberg oder auch das Künstlerkollektiv Kolchose aus Stuttgart, entstanden häufig in Jugendheimen. Die dort gepflegte Praxis, mit minimalem Equipment und guten Ideen einen maximalen Effekt zu erzielen, erinnert an die Garagenbastler der Start-up-Szene.

Sune Pejtersen

STADT
KOPENHAGEN – DÄNEMARK

MOTTO
HIP-HOP IST SEELE

Der gebürtige Deutsche aus Flensburg lebt seit fast drei Jahrzehnten in Christiania, einer staatlich geduldeten autonomen Gemeinschaft in Kopenhagen. Der Tanzprofi organisiert den Breakdance-Wettbewerb Floor Wars. Die Veranstaltung ist fester Bestandteil der Kulturszene – nicht nur für eingefleischte Hip-Hopper, auch für Familien aller Couleur. Unterdessen performen in Deutschland die Flying Steps auch zu klassischer Musik von Johann Sebastian Bach und binden Jung und Alt in ihre Tanzakademie ein.

Wurde im europäischen Hip-Hop anfangs noch versucht, dem ungelenken Slang der amerikanischen Vorbilder nachzueifern, begann sehr bald eine intensive Beschäftigung mit der eigenen Sprache. Ein multikultureller Mix aus selbst geschriebenen Reimen, Sampling-Technik und Selbstbehauptungswillen. Die Wirklichkeit der Vorstädte spiegelte sich in den Zeilen des Rap.

Apex Zero

STADT
LONDON – GROSSBRITANNIEN

MOTTO
HIP-HOP IST PHILOSOPHIE

London ist eine besondere Station der Europareise. Schon früh entwickelte sich hier eine eigene musikalische Identität, beeinflusst von Reggae und Ska. Neben Rodney P, einem Ahnherren des britischen Rap, kommt im karibisch geprägten Stadtteil Brixton Apex Zero zu Wort, der Herausgeber des Magazins I Am Hip-Hop. „Es ist wichtig, dass Hip-Hop den Menschen eine Perspektive gibt. Egal, woher sie kommen“, sagt er. „Hip-Hop hat mir gezeigt, wer ich bin. Es ist eine Kultur, die Menschen verbindet.“ Für ihn war Hip-Hop stets offen und multikulturell; aber auch bedroht vom kulturellen Ausverkauf. „Doch der gute Hip-Hop wird überleben.“ Wie er betont auch Rodney P das gesellschaftliche Engagement, das seit den Anfangstagen besteht: „Hip-Hop mit all seinen Elementen verbindet groß und klein, arm und reich, schwarz und weiß. Junge Menschen fragen mich oft, wer der größte Rapper aller Zeiten sei. Aber die richtige Frage muss lauten: Wer ist der wichtigste MC, der größte Zeremonienmeister aller Zeiten, der die positive Rebellion in der Musik am stärksten geprägt hat?“

„Hip-Hop hat mir gezeigt, wer ich bin.“ Apex Zero

Französische, spanische und italienische Varianten des Hip-Hops entstanden. Die neue Kultur der Jugend wurde zum universellen Code. Der Einzelne war nicht mehr vereinzelt, sondern Teil von etwas Großem, einer weltumspannenden Idee.

El Xupet Negre

STADT
BARCELONA – SPANIEN

MOTTO
HIP-HOP IST LIEBE

Der schwarze Schnuller ist das Markenzeichen eines der bedeutendsten Street-Art-Künstlers Spaniens. El Xupet erzählt in Barcelona, wie er einst das Malen für sich entdeckte. Als Kreativer im Untergrund, kombiniert mit einer freigeistigen Punk-Einstellung, die er heute weiterhin für sich reklamiert. Dabei schlägt er einen weiten Bogen in die Kunstgeschichte: „Der heutige Mozart würde nicht auf einem Klavier spielen, sondern Vinyl scratchen. Und Leonardo da Vinci würde nicht auf Leinwand malen, sondern auf Beton.“ Die Gruppe Falsalarma formierte sich ebenfalls in Barcelona und schaffte es aus schwierigen Vorstadtverhältnissen an die Spitze der Szene – und in Back 2 Tape.

„Dabei spielt es keine Rolle, ob du einen Workshop mit Jugendlichen machst oder eine Weltkarriere im Kopf hast“, sagt Mikel Rosemann von der international bekannten Breakdance-Formation Flying Steps aus Berlin. Viele der europäischen Größen in Back 2 Tape beziehen sich auf US-Wurzeln aus den frühen Achtzigern. Doch seitdem hat sich der Hip-Hop immer wieder erneuert. „Solange du den richtigen vibe hast, spielt das Alter keine Rolle“, findet das junge dänische Hip-Hop-Duo Gebuhr. Vibe – die Stimmung, Überzeugung und Herzensangelegenheit. Apex Zero aus London ergänzt: „Hip-Hop ist über vier Jahrzehnte eine Kultur geblieben, die sich jede junge Generation wieder neu erobert. Sie gehört ihnen ganz allein. Obwohl viele mittlerweile graue Bärte noch immer dabei sind.“

Lord Esperanza

STADT
PARIS – FRANKREICH

MOTTO
HIP-HOP IST DEMOKRATIE

Mit 23 Jahren ist Théodore Desprez bereits erfolgreich in der französischen Musikszene. Ghettoreime interessieren ihn nicht. Er arbeitet lieber mit Literaturverweisen und kritisiert gleichzeitig die Politik. „Mein Vater nahm mich oft mit zu klassischen Konzerten und Lesungen, das prägt meine Musik“, erklärt er. Nicolas Couturieux ist eine weitere Pariser Hip-Hop-Größe auf der Back 2 Tape-Tour: Als Kurator für urbane Kunst bringt er Graffiti in die Museen.

Es ist der integrative Geist des Hip-Hops, der bei der Back 2 Tape-Tour durch Europa spürbar wird. Das Ego mag wichtig sein für die eigene Kreativkarriere. Doch ohne ein klares Bekenntnis zum Wir ist Erfolg nicht denkbar. Davon ist der langjährige DJ und Sneaker-Designer Edson Sabajo aus Amsterdam überzeugt. Und auch der junge französische Erfolgsrapper Lord Esperanza stimmt ihm zu. Immer wieder fällt der Leitsatz: „Es spielt keine Rolle, wo du herkommst, welche Hautfarbe du hast oder welchem Geschlecht du dich zuordnest.“

MOTTO
HIP-HOP IST KULTUR

Dass Hip-Hop seit seinen Anfängen mit Roxanne Shanté, Salt ’n’ Pepa oder Lauryn Hill hervorragende Rapperinnen hervorgebracht hat, ist unbestritten. Gleichwohl liegt über dem Frauenbild bis heute ein Schatten aus Machogehabe und Sexismus. Auch diesen Aspekt der Subkultur spart Back 2 Tape nicht aus. „Feminismus und Hip-Hop schließen sich nicht aus“, sagt die Berliner Aktivistin Miriam Davoudvandi alias DJ Cashmiri. Einerseits gebe es so viele aktive Frauen auf Konzerten und Festivals, dass die Genderfrage nicht mehr besonders thematisiert werde, ergänzt Josi Miller, Podcasterin und Tour-DJ des Leipziger Cloud-Rappers Trettmann. Andererseits sind sich beide Frauen einig, dass der Status quo ausgebaut werden müsse. „Sichtbar bleiben, Positionen übernehmen“, lautet ihr Credo.

Für Niko Hüls endet diese Reise durch das Hip-Hop-Universum vorerst. Er träumt von einem krönenden Back 2 Tape-Finale bei den Pionieren in den USA. Während er mit Kool Savas so ganz nebenbei über die Vorzüge eines Porsche plaudert, fühlt er sich an das berühmte Zitat des Unternehmensgründers Ferry Porsche erinnert: „Am Anfang schaute ich mich um, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloss ich, ihn mir selber zu bauen.“ Niko Hüls freut sich über die Parallele: „Auch Hip-Hop ist ein selbstgebauter Traum. Und auch einer, der die Welt erobert hat!“

SideKICK:
Back 2 Tape


Die Dokumentation Back to Tape und ihre europäische Fortsetzung Back 2 Tape stehen online als Streaming-Versionen unter newsroom.porsche.com/backtotape bereit. Zusätzliche Bildmotive bietet der Instagram-Kanal @porsche_newsroom.

Ralf Niemczyk
Ralf Niemczyk