Schnelle Beständigkeit
Porsche Schweiz: Mit der Zeit gehen. Sich verändern, aber gleichzeitig sich selbst treu bleiben. Es ist wohl diese Beständigkeit der Weiterentwicklung, wegen der Susan Andreae Abegglen und der Porsche 911 zueinander gefunden haben. Und einander schon so lange treu sind – seit 47 Jahren. Ein Gespräch über fast ein halbes Jahrhundert 911-Liebe. Und das Urteil einer wahren Elfer-Kennerin zur neuen Generation der Sportwagenikone.
Interview
Verbrauchsangaben
911 Carrera 4S Coupé
CO2-Emission (kombiniert): 206 g/km
Verbrauch innerorts: 11,1 l/100 km
ausserorts: 7,8 l/100 km · kombiniert: 9,0 l/100 km
CO2-Emissionen aus der Treibstoffbereitstellung: 47 g/km
Effizienzklasse: G (Stand 10/2019)
„Porsche schafft es immer wieder, eine Schönheit zu kreieren.“ Susan Andreae Abegglen
Frau Andreae Abegglen, woher kommt Ihre Begeisterung für Sportwagen?
Design und Geschwindigkeit. Aber ich möchte nicht jedes Auto das geschwind fährt haben, nur einen Porsche.
Weshalb nur einen Porsche?
Ich weiss es nicht. Die Form, der Sound, weil er irgendwie so kräftig ist und doch nicht so auffallend. Er ist mein zweites Zuhause, ich liebe ihn einfach. Wenn ich einsteige, fühle ich mich geborgen.
Wie wurden Sie auf Porsche aufmerksam?
1957, da war ich 17 Jahre alt. Mein damaliger Freund lebte in Arlesheim und besass zu dieser Zeit einen 356. Damit hat irgendwie alles angefangen.
Ich fuhr damals aber einen Käfer, in hellblau, der war dem Porsche am nächsten.
Wollten Sie damals schon einen 911?
Sicher, aber ich durfte nicht. Mein Vater meinte, ich sei wahnsinnig. Und spätestens nachdem ein Nachbar zu ihm sagte: „Hören Sie, Herr Andreae, ich kaufe Ihnen den Käfer zum Neupreis ab, aber wir nehmen diesem Mädchen jetzt das Auto weg. Sie fährt rum wie eine Wahnsinnige“, war die Idee eines eigenen Porsche erst recht auf Eis gelegt.
Ihr Mann kannte aber Ihren innigsten Wunsch, denn er kaufte Ihnen Ihren ersten Elfer.
Ja, den 911 E, das Urmodell. Er wusste, dass mir nur das Freude bereitet, keine Kleidung oder Schmuck. Die weiteren Elfer bekam ich über das Unternehmen meines Vaters mit meinem Lohn verrechnet.
Fuhr noch jemand in Ihrer Familie Porsche?
Zuerst nur ich, dann zog mein Bruder nach. Er kaufte sich direkt einen Turbo. Ach, und mein Mann fährt heute einen Macan Turbo, mit Performance Paket. Also: Er muss. Ich habe ihn etwas gedrängt, indem ich ihm die Hälfte des Geldes dazu gab. Er gibt es nicht immer zu, aber er hat ihn sehr gerne. [lacht]
Woher kam schon in jungen Jahren Ihre Begeisterung für Sportwagen?
Manchmal haben mein Vater, meine Brüder und ich nur über Autos geredet und meine Mutter, die nicht mal Auto fahren konnte, klopfte dann auf den Tisch und sagte „Man könnte meinen, wir haben eine Garage!“ Dabei importieren wir ja Süsswaren. [lacht]
„Mit den beiden Turbos sind mein Bruder und ich immer hintereinander hergeblocht.“
Sie sind keinen Elfer je zur Probe gefahren. Haben Sie immer darauf vertraut, dass Porsche das Richtige für Sie entwickelt und verändert hat?
Ich wusste instinktiv immer, dass sie besser geworden sind, deshalb musste es auch immer das neuere Modell sein. So kam ich wohl – mit meinem aktuellen GTS – insgesamt auf zehn Elfer. Ich sehe die und dann will ich sie. Alles andere funktioniert bei mir auch nicht, denn mir kann man nichts verkaufen oder andrehen. Ich bin einfach spontan.
An keinem Elfer hing ihr Herz so sehr, dass Sie ihn behalten wollten? Sie haben jeden verkauft, oder?
Ja, da muss ich sagen, bin ich sehr untreu. Es musste einfach wieder ein neuer Elfer sein.
Gab es Ausstattungen auf die Sie besonders Wert legten und die jeder neue 911 haben sollte, damit Sie ihn kauften?
Eigentlich nicht. Nur schöne Karomuster, die hatte ich häufig. Bis auf den komplett weissen 911, den habe ich neu konfiguriert, und das Urmodell, das eine Occasion war, waren alle Lagerfahrzeuge. Die Farben gingen von grün, silber, blau zu weiss und dann nur noch schwarz. Auch der Farbe bin ich jetzt treu. Den neuen 911 habe ich ja im Porsche Zentrum Zug gesehen, in rot. Aber in rot ist der nichts für mich.
Nun sind Sie ihn heute gefahren und das Modell ist schwarz. Was sagen Sie nun zu der achten Generation, wenn sie nicht rot lackiert ist?
Er ist wunderbar. In meinen Augen schafft Porsche es immer wieder, eine Schönheit zu kreieren. Die Probefahrt und die Farbe haben die Kaufüberlegung noch verstärkt.
140 PS im E-Modell, 430 PS in Ihrem heutigen 911 Carrera GTS der siebten Generation und 450 PS (CO2-Emission (kombiniert): 206 g/km, Verbrauch kombiniert: 9,0 l/100 km, CO2-Emissionen aus der Treibstoffbereitstellung: 47 g/km, Effizienzklasse: G (Stand 10/2020)) im neuen Carrera 4S. Was sagen Sie zu dieser Leistungssteigerung?
Diese Entwicklung habe ich Schritt für Schritt miterlebt. Für mich gibt es nie genug Kraft, deshalb wollte ich schon recht früh einen Turbo. Ich sage immer, nicht einmal Fliegen ist schöner.
Fuhren Sie auch Ihre beiden Turbos im Alltag?
Ja, alle meine Elfer waren Alltagsautos, im Sommer wie im Winter. Wenn ich damals mit dem 911 E im tiefsten Winter in der Metzgerei in Fällanden poschten wollte, musste ich mit meinem Porsche 911 E den steilen Berg hinunter. Der Metzger sagte zu mir: „Schön, dass Sie da sind, aber wie kommen Sie wieder rauf?“ Ich habe ihn angeschaut und gesagt: „Na, wie ich auch runtergekommen bin.“ Mit dem Elfer kam ich überall hin. Der Spruch von Ferry Porsche – „Der 911 ist das einzige Auto, mit dem man von einer afrikanischen Safari nach Le Mans, dann ins Theater und anschliessend auf die Strassen von New York fahren kann.“ – ist wirklich wahr.
Heute würden Ihnen Assistenzsysteme helfen, die es damals noch nicht gab. Was halten Sie beispielsweise von dem Porsche Wet Mode, der für mehr Fahrstabilität bei Nässe sorgt?
Das ist eine gute Sache, denn es macht den 911 noch sicherer und das ist doch lässig. Etwas Neues gefällt mir immer. Viele Systeme kenne ich aber gar nicht und brauche sie auch eigentlich nicht. Ich brauche ein kräftiges, schnelles Auto mit einem Tourenzähler, einer Bremse und einem Gaspedal. Das Beigemüse ist nicht so meins. Ich fahre ja nur und ich meine, ich fahre gut.
Sie sagen, dass Sie etwas Neues immer besser finden. Ist der 911 in den acht Generationen, die Sie ja alle gefahren sind, immer besser geworden?
Naja, ich bin fast alle gefahren, ausser den 996. Da habe ich ausgesetzt und mich wirklich aufgeregt. Aber ansonsten ja, wenn es schneller wird, ist es besser und über das Design brauchen wir – abgesehen vom Spiegelei [lacht] – nicht sprechen. Das ist von Generation zu Generation herausragend.
Chefdesigner Michael Mauer sagt, er sei zu 99 Prozent zufrieden mit dem Design des neuen 911. Was wäre bei Ihnen das eine Prozent?
Mich nimmt Wunder, was er meint. Der Wählhebel ist wirklich das Einzige, was ich am Anfang gewöhnungsbedürftig fand. Aber jetzt habe ich ihn ein paar Mal bedient, und seither funktioniert es wunderbar. Ansonsten ist es ein wunderschöner Sportwagen. Er ist zeitlos. Durch die vielen Jahre gewachsen, stärker geworden, aber er bleibt immer der 911. Ich habe nichts auszusetzen.
Also kaufen Sie sich einen 992?
Wahrscheinlich schon [grinst]. Also, ziemlich sicher. Und wenn ich das so sagen darf: Wenn die gescheit wären im Porsche Zentrum, dann würden sie den in der richtigen Farbe zuvorderst in den Ausstellungsraum stellen. Die kennen mich ja schon eine Weile.