Icon: Der Briefbeschwerer von Ferdinand Porsche

1938. Im Büro von Ferdinand Porsche in Zuffenhausen steht ein Briefbeschwerer in der Form des vom Firmengründer entwickelten Hybridantriebs. Ein früher Vorbote der aktuellen Elektro-Offensive.

  

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Zuffenhausen, 1938. Das Büro von Ferdinand Porsche im gerade neu errichteten Porsche-Werk, dem heutigen Werk 1. Aufgeräumt, fast spartanisch. Kein Schmuck an den Wänden. Auf dem Schreibtisch: Bakelittelefon, Familienfoto, Briefwaage und Tintenfass. Und auch er soll dort gestanden haben – der Briefbeschwerer. Auf der mit einem 13 mal 8,5 Zentimeter messenden Fuß verschraubten Stahlplatte ist die Nachbildung eines von Ferdinand Porsche entwickelten Hybridantriebs aus dem Jahr 1900 zu erkennen. Links die schlanke Verbrennereinheit, rechts der rundliche Generator. „Benzinelektrischer Mischantrieb“ nennt man das zu jener Zeit.

Das Revolutionäre daran: Der Verbrennungsmotor treibt nicht die Achse direkt an, sondern einen elektrischen Generator, der seinerseits Radnabenmotoren und Akkumulatoren mit Elektrizität versorgt. Diesen Hybridantrieb verbaut Ferdinand Porsche im legendären Prototyp Lohner-Porsche „Semper Vivus“ („Immer lebendig“), den er für seinen damaligen Arbeitgeber, die in Wien ansässige Jacob Lohner & Co. k.u.k. Hof-Wagen- & Automobil-Fabrik, konstruiert.


Mit dem ersten funktionsfähigen Hybridautomobil der Welt sind auch längere Distanzen mit rein elektrischem Antrieb möglich – ehe der Verbrenner wieder angeworfen werden muss, um weiterfahren zu können. Im Unternehmensarchiv von Porsche zählt der Briefbeschwerer, dessen exaktes Herstellungsdatum unbekannt ist, zu den ältesten Objekten. Vor knapp sechs Jahren hat er als Teil einer größeren Menge von Exponaten den Weg zurück nach Zuffenhausen gefunden und erfährt jetzt – rechtzeitig zur Elektro-Offensive von Porsche – eine kleine Reminiszenz.

Thomas Lötz
Thomas Lötz